Erstmals seit elf Jahren sucht die Europäische Weltraumorganisation ESA neue Astronautinnen und Astronauten. Bewerbungen können zwischen dem 31. März 2021 und dem 28. Mai 2021 über die „ESA-Karriere-Website“ eingereicht werden. Anschließend beginnt ein sechsstufiger Auswahlprozess, der im Oktober 2022 beendet werden soll. Für die europäische Weltraumforschung zeichnet sich mit dieser Ausschreibung der Beginn eines Generationenwechsels ab. Frauen werden ausdrücklich dazu ermutigt, sich zu bewerben. Es wird auch daran gedacht, evtl. Menschen mit körperlichen Behinderungen einzubeziehen.
Die ESA wurde 1975 als zwischenstaatliche Organisation gegründet, die europäische
Raumfahrtkapazitäten entwickeln und auch sicherstellen soll, dass die Investitionen der 22 Mitgliedsstaaten in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und weltweit zugutekommen.
ESA-Mitgliedsstaaten sind Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Assoziierte Mitglieder sind Slowenien und Lettland. Förmlich arbeitet die ESA mit sieben anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen. Bei bestimmten Programmen gibt es auch Kooperationen mit Kanada.
Einer der bekanntesten deutschen Astronauten ist Alexander Gerst. Seit 2009 gehört er zum ESA-Astronautenkorps. Im Bewerbungsverfahren mit über 8.000 Anwärtern konnte er sich durchsetzen.
Bereits zwei Mal flog er mit einer russischen Sojus-Rakete zur Internationalen Raumstation ISS. Dort verbrachte 2014 und 2018 jeweils etwa ein halbes Jahr im All, insgesamt war er 363 Tage dort.
Er führte wissenschaftliche Experimente durch, beteiligte sich an Außenbordeinsätzen und übernahm zeitweise auch das Kommando.
Gersts Astronauten-Grundausbildung begann im Europäischen Astronautenzentrum der ESA in Köln (EAC). Vermittelt wurden wissenschaftliche, technische und medizinische Fähigkeiten sowie Himmelsmechanik, Russisch und Überlebenstechniken. Trainiert wurde an den Ausbildungsstätten der internationalen Partner: NASA Johnson Space Center Houston (USA), Tsukuba Space Center (JAXA, Japan), John H. Chapman Space Centre Longueuil/Montreal (CSA, Kanada) sowie im Gagarin Cosmonaut Training Center (Roscosmos, Moskau). Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss erhielt er von der ESA sein offizielles Astronauten-Zertifikat.
Gerst hatte zuvor in Karlsruhe und Wellington (Neuseeland) Geophysik und Geowissenschaften studiert und sich als Vulkanologe einen Namen gemacht.
Text: Diana Rasch
Foto: Diana Rasch