Kommentar zum Koalitionsvertrag im Fachjournal „Health Policy“ erschienen
Effektive Prävention ist ein Gewinn für alle
Nicht-übertragbare Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland – viele davon wären vermeidbar. Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, unausgewogene Ernährung oder Bewegungsmangel sind seit Langem bekannt. Dennoch fehlt es in Deutschland bislang an einer übergreifenden nationalen Präventionsstrategie, die diese Risikofaktoren mit Interventionen auf Bevölkerungsebene angeht. Gleichzeitig nimmt die gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland zu und zeigt sich in einer Lebenserwartungslücke zwischen wohlhabenden und sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen. “Wohlstand für Alle”, wie die Regierung es im Koalitionsvertrag verspricht, ist untrennbar mit “Gesundheit für Alle” verbunden. Nur ein grundlegender Strategiewechsel – weg von dem alleinigen Fokus auf Behandlung hin zu struktureller und flächendeckender Prävention und Gesundheitsförderung – kann dabei helfen, die gesundheitlichen, sozialen und finanziellen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Hierfür kann die Regierung auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auf die Unterstützung aus der Wissenschaft zurückgreifen.Politischer Gestaltungswille gefragt
Die neue Bundesregierung erwähnt Prävention im Koalitionsvertrag, setzt bisher – auch nach 100 Tagen im Amt – jedoch noch nicht auf konkrete, evidenzbasierte Maßnahmen. Dabei gibt es viele Interventionen, die auf Bevölkerungsebene bereits Wirksamkeit gezeigt haben und zur Reduktion von Ungleichheiten beitragen – beispielsweise die von der WHO empfohlenen sogenannten "Quick Buys”. Diese Maßnahmen zeigen bereits nach kurzer Zeit ihre Wirkung, wie etwa ein Verbot von Werbung für Alkohol. Im Kommentar plädieren die Autor:innen deshalb für einen echten Paradigmenwechsel: Statt punktueller Einzelinitiativen braucht es eine gesamtstaatliche, umfassende Präventionsstrategie, klare politische Zuständigkeiten und den Mut zu strukturellen Reformen.„Die neue Regierung hat die Chance, Prävention zum politischen Gestaltungsfeld zu machen – für mehr Gesundheit, weniger Ungleichheit und eine nachhaltige Entlastung des Gesundheitssystems“, sagt dazu Professor Sniehotta.
Die Autor:innen empfehlen daher:
- Die Entwicklung einer nationalen Präventionsstrategie
- Die Ernennung einer/eines Bundesbeauftragten für Prävention
- Die Umsetzung von kosteneffektiven Interventionen in dieser Legislaturperiode – etwa die von der WHO empfohlenen „Quick Buys“