Einen großen Schatz galt es zu bergen, als am 1. Dezember 1996 Mario Adorf die Idee von Festspielen in der Aula der Fachhochschule Worms präsentierte. Zahlreiche Gäste kamen zu der Veranstaltung, um die Überlegungen von einer großen Open-Air-Theateraufführung in Worms zum Nibelungenthema zu hören. In Hamburg machte gerade die modernisierte Version des „Freischütz“ als „Night Rider“ Furore. Und auch in Worms sah man großes Potential, mit einer modernen Nibelungen-Bühnenfassung über die bedeutendste Heldendichtung des Mittelalters ein großes Publikum zu faszinieren: Mit dem schönen Helden Siegfried, heimtückisch ermordet, der sich blutig rächenden Kriemhild und einem im Rhein versenkten Nibelungenschatz.
Dieser Vorschlag ging auf die Initiative des damaligen Wormser Bürgermeister Gerd Lauber und des gebürtigen Wormser Journalisten Hans Werner Kilz, zu dieser Zeit Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, und der Spiegel-Redakteurin Bettina Musall zurück, die erfolgreich um die Unterstützung des Schauspielers Mario Adorf warben.
Und so standen vor 25 Jahren Mario Adorf und Bettina Musall bei einem Bürgerempfang auf der Bühne der Wormser Fachhochschule. Das Nibelungenlied, so Adorfs Fazit, gehöre zu den besten Krimis aller Zeiten. Von Adorfs Begeisterung ließ man sich anstecken. Der Germanist und spätere Kulturkoordinator der Stadt Volker Gallé wurde mit einem Festspiel-Konzept beauftragt, dem im Juli 1998 die Mitglieder des Stadtrats zustimmten. Der weitere Erfolgsweg ist bekannt. 2002 gab es die erste Nibelungen-Inszenierung am Südportal des Wormser Doms, Mario Adorf brillierte in der Rolle des Hagen. Heute zählen die Festspiele zu den renommiertesten Open-Air-Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum. Mario Adorf ist nach wie vor als Kuratoriumsmitglied bei den Festspielen aktiv und überreicht jährlich einen nach ihm benannten Preis für besondere künstlerische Leistungen.