Bensheim, 16. Februar 2016
- Südhessischer Klinikverbund (SHK) drohend zahlungsunfähig
- Krankenhausbetrieb in Lampertheim, Bensheim und Lindenfels soll gegenwärtig aufrecht erhalten bleiben
- Mit vorläufigem Sachwalter erneut zu erörtern, ob und wie Krankenhäuser dauerhaft fortgeführt werden können
Die Geschäftsführung der Südhessischen Klinikverbund gGmbH (SHK) hat heute nach einer Gesellschafterversammlung wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Amtsgericht in Darmstadt gestellt. Auch für das Medizinische Versorgungszentrum Lindenfels gGmbH (MVZ) wurde der entsprechende Antrag gestellt.
„Auf Grund der anhaltenden Liquiditätskrise sind wir zu diesem Schritt gezwungen“, erklärt der sanierungserfahrene Freddy Bergmann, seit Sommer 2015 Geschäftsführer der SHK. „Gemeinsam mit einem vorläufigen Sachwalter wollen wir nun zunächst sicherstellen, dass der Krankenhausbetrieb im Lampertheimer St. Marien Krankenhaus, im Bensheimer Heilig Geist Hospital und im Luisen Krankenhaus in Lindenfels so reibungslos wie möglich aufrechterhalten und fortgeführt werden kann.“ Als Generalbevollmächtigter unterstützt Dr. Jörg Bornheimer von der renommierten Sozietät GÖRG die Geschäftsführung. Bornheimer hat bereits verschiedene Insolvenzen im Gesundheitswesen gemanagt.
Für die 471 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die 43 Schüler und Auszubildenden der SHK (gesamt 514) und die fünf Mitarbeiter des MVZ soll nun kurzfristig das Insolvenzgeld vorfinanziert werden. So sind die Löhne und Gehälter für die Monate Februar, März und April 2016 bis zur Höhe der Beitragsbemessungsgrenze sichergestellt. „Wir hoffen, dass die Belegschaft und die Patienten ihren Häusern treu bleiben, bis wir mit einem vorläufigen Sachwalter und einem Gläubigerausschuss entscheiden können, ob und wie die Krankenhäuser wirtschaftlich betrieben werden können“, sagt Bergmann.
Der Geschäftsführer führt weiter aus, dass das „Bergsträßer Modell“ seit Übernahme der drei Krankenhäuser im Juli 2013 nicht so erfolgreich verlaufen sei, wie ursprünglich vom damaligen und vom derzeitigen Träger geplant. Der Krankenhausverbund sei seit Jahren defizitär und habe einen wesentlichen Teil zum Verlust beim Mehrheitsgesellschafter Universitätsmedizin Mannheim, beigetragen. „Eine wirtschaftliche Kehrtwende ist nicht absehbar“, so Bergmann weiter. Universitätskliniken seien keine Profitcenter, müssten jedoch Jahr für Jahr sicherstellen, dass sie notwendige Investitionen aus eigener Kraft erwirtschaften können. „Daher sind wir auch gegenüber unserem Hauptgesellschafter in der Pflicht, verantwortungsvoll zu handeln“, erklärt Bergmann. In den bisherigen Gesprächen im Gesellschafterkreis, mit den wesentlichen Gläubigern sowie mit Vertretern der Politik hat sich keine nachhaltige Lösung für ein adäquates medizinisches Angebot und eine wirtschaftlich tragfähige Betriebsführung abgezeichnet. Im Zentrum der Überlegungen stand bislang die Stärkung des St. Marien Krankenhauses in Lampertheim (114 Mitarbeiter) sowie die gleichzeitige konsequente Sanierung des Heilig‐Geist Hospitals in Bensheim (223 Mitarbeiter plus 61Mitarbeiter ‐ inkl. Azubis ‐ in der Zentrale) und Konsolidierung des Standortes Lindenfels (116 Mitarbeiter plus 5 Mitarbeiter MVZ).
Bergmann: „Wir wollen keinerlei falsche Erwartungen wecken, werden mit einem vorläufigen Sachwalter selbstverständlich alle Optionen für die drei Krankenhäuser erörtern. Wir werden gemeinsam prüfen, ob wir während des vorläufigen Insolvenzverfahrens bis Anfang Mai 2016 konkrete, belastbare Angebote erwarten können, die deutlich über Forderungen, Petitionen und Resolutionen hinausgehen. Wir werden aus unserer Sicht auch zu prüfen haben, ob wir Mittel des Krankenhausstrukturfonds bei Bund und Land in Anspruch nehmen können“.