Ludwigshafen. Die wirtschaftliche Lage in der Pfalz ist mau, die Stimmung bei den Unternehmen gedrückt. Die Hoffnung auf eine Herbstbelebung hat sich nicht erfüllt; allerdings mehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle bis zum Jahresende durchschritten sein könnte.
Lag der Konjunkturklimaindex im Frühsommer immerhin noch bei 94 Punkten, so ist er nun auf 84 Punkte abgesackt. Die Wachstumsgrenze liegt bei 100 Punkten. Dann schätzen die Unternehmen sowohl ihre wirtschaftliche Lage als auch ihre Geschäftsaussichten als befriedigend ein. Für diese Negativentwicklung sind vor allem die geschäftlichen Erwartungen verantwortlich, die über alle Branchen hinweg nachgegeben haben. Dies wiederum resultiert aus den unverändert dringlichen Problemen Fachkräftemangel, steigende Arbeitskosten, erhöhte Energie- und Rohstoffpreise sowie Zinsen.
Einen Rekordstand mit 53 Prozent (Mehrfachnennungen möglich) haben die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erreicht. „Die Unternehmen haben offenbar sehr wenig Zutrauen in die Politik“, weist IHK-Konjunkturexpertin Ruth Scherer auf diese bedeutende psychologische Komponente hin. Hinzu kommen die vergleichsweise hohe Inflation, die den Haushalten Kaufkraft entzieht, sowie die jüngsten Leitzinserhöhungen, die die Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft verschärfen. Im Ergebnis bewerten über alle Branchen hinweg 27 Prozent der Unternehmen – gegenüber 22 Prozent im Sommer – ihre Geschäftslage als schlecht und konstant ein Viertel als gut. Zugleich sprechen 35 Prozent – gegenüber 28 Prozent – von schlechteren Aussichten und nur noch 9 Prozent gegenüber 14 Prozent rechnen mit einer Belebung.
Industrie
In der Industrie ist die Geschäftslage vergleichbar zum Branchendurchschnitt; die Erwartungen sind jedoch noch schlechter als im Schnitt aller befragten Unternehmen. Das Geschäftsklima hat sich seit dem Sommer eingetrübt. Ein Viertel der Hersteller stuft weiterhin seine aktuelle Lage als gut ein und ebenso viele als schlecht. Zugleich erwarten 39 Prozent schlechtere und nur 5 Prozent bessere Geschäfte in den kommenden 12 Monaten. Auch der Export trägt nicht zu einer besseren Stimmung bei: Erwarteten im Frühsommer 22 Prozent der Industriebetriebe rückläufige Exporte, so sind es aktuell 37 Prozent und lediglich 11 Prozent rechnen mit einer Exportbelebung. Daneben sinkt die Investitionsneigung und die Lage auf dem Arbeitsmarkt trübt sich ein.
Handel
Die Händler beurteilen ihre geschäftliche Lage nur geringfügig besser als im Frühsommer: Jeder Fünfte bezeichnet seine derzeitige Situation als gut und 51 Prozent als befriedigend. Zugleich rechnen 57 Prozent mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 11 Prozent mit einer Verbesserung. Die Investitionsbereitschaft ist entsprechend gering ausgeprägt und die Lage auf dem Arbeitsmarkt angespannt.
Dienstleistungen
Die aktuelle Geschäftslage wird überwiegend als akzeptabel eingestuft, wie 53 Prozent der Betriebe bestätigen. 28 Prozent charakterisieren sie als schlecht. Die Dienstleister haben geringfügig höhere Geschäftserwartungen als der Durchschnitt aller Branchen: 14 Prozent rechnen mit einer Verbesserung und 31 Prozent mit dämpfenden Einflüssen. Die Investitionsbereitschaft hält sich in etwa die Waage: 26 Prozent planen höhere, 28 Prozent geringere Ausgaben. Der Arbeitsmarkt schwächelt.
Gastgewerbe
Den einzigen kleinen Lichtblick liefert das Gastgewerbe: 44 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als zufriedenstellend, 41 Prozent als gut. Allerdings sind die Prognosen auch hier vorsichtig: 61 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung, nur 5 Prozent mit einer besseren. Daraus ergeben sich auch in dieser Branche keine wesentlichen Impulse für Investitionen oder Personalaufbau.
Der Konjunkturbericht der IHK Pfalz beruht auf der regelmäßigen Befragung von rund 1.400 Unternehmen, überwiegend Handelsregister-Firmen aus den Wirtschaftssektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen und Gastgewerbe. Sie repräsentieren rund 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pfalz. Die Ergebnisse sind nach Beschäftigtengrößenklassen gewichtet. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 11. September bis 12. Oktober 2023 durchgeführt.