Internationaler Tag der Familie am 15. Mai wirft Schlaglicht auf Familien von Kindern mit Behinderung
Lebenshilfe Heidelberg organsiert vielfältige Selbsthilfeangebote
Ob groß oder klein, eng verbandelt oder weitläufig verstreut, klassisch aufgestellt oder in der Patchwork-Variante: Wie auch immer sie sich zusammensetzt, für die allermeisten Menschen spielt die Familie eine zentrale Rolle im Leben. Daran erinnert, wie jedes Jahr, der Internationale Tag der Familie am 15. Mai. Von der UN ins Leben gerufen, soll dieser den gesellschaftlichen Rückhalt für Familien stärken. Besonders wichtig ist dieser Rückhalt, wenn ein Kind besondere Unterstützung braucht, weil es eine Behinderung hat. Um hier von Beginn an einfach und unkompliziert zu helfen und zu beraten, setzt die Lebenshilfe Heidelberg auf ein dichtes Netz aus Angeboten von Eltern für Eltern.
Ein Kind mit einer Behinderung stellt die Eltern oftmals nicht nur auf die Probe, sondern vor allem auch vor viele unbeantwortete Fragen. Darüber, was in diesem Fall alles auf sie zukommt, machen sich die meisten werdenden Eltern keine großen Gedanken – bis sie, oft von einem Moment auf den anderen, selbst erfahren, dass ihr Kind besondere Bedürfnisse hat. Und ebenso schnell beginnt sich das Karussell im Kopf zu drehen: Was hat unser Kind überhaupt für eine Behinderung? Was bedeutet das? Wer gibt uns Halt und Hilfestellung? Wie wird unser Kind am besten gefördert? Wie sieht es eigentlich mit der finanziellen Unterstützung durch Behörden und Institutionen aus? Und wie wird unser Umfeld reagieren? Diese und unzählige andere Unsicherheiten versteht niemand so gut wie Eltern, die sich diese Fragen schon einmal selbst beantwortet haben.
Netzwerk an niederschwelligen Angeboten
Für alle Mütter, Väter und Verwandten von einem Kind mit Behinderung, die sich gerne an andere erfahrene Eltern wenden möchten, haben die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Heidelberg ein Netzwerk aus niederschwelligen Selbsthilfeangeboten ins Leben gerufen – vom Eltern-Beratungs-Telefon über den Elterntreff bis hin zum regelmäßigen abendlichen Stammtisch. Eine der ehrenamtlichen Helferinnen, die den Fragenden gerne ein offenes Ohr leiht und jede Menge konkrete Tipps geben kann, ist Steffi Groh. Sie ist Mutter von drei Kindern, von denen zwei eine Behinderung haben. „Meine Tochter ist blind und mein Sohn hat eine geistige Behinderung. Alle meine Kinder sind besonders und zeigen uns das täglich erneut. Genau das ist es, was uns die Kraft gibt, um alle Hürden im Alltag zu meistern“, erzählt die Heidelbergerin. „Diese Erfahrung möchte ich gerne an andere Eltern weitergeben. Oder einfach nur für sie da sein.“
Prinzip der Selbsthilfe: Gegenseitig stärken und austauschen
Gerade für Eltern und Angehörige von Kindern mit Behinderung ist es – ergänzend zur professionellen Unterstützung von außen – sehr wichtig, sich gegenseitig in ihrer besonderen Situation zu stärken und auszutauschen. Besondere Situationen können hierbei nicht nur die Zeit schon vor der Geburt oder die ersten Lebensmonate sein, sondern auch alle anderen Übergangssituationen im Leben des Kindes, die Fragen rund um den Umgang mit dem Thema Behinderung aufwerfen. Das kann die Entscheidung sein, welche Schule die richtige ist, die Frage, wie man am besten eine bezahlbare Ferienbetreuung organisiert oder die Sorge, wie und wo das Kind passende Spielpartner findet. Und auch für die Angehörigen selbst gibt es einige Herausforderungen zu meistern: Welche Angebote gibt es für Geschwisterkinder? Wie kann der Umgang mit weiteren Bezugspersonen, etwa den Großeltern, am besten gestaltet werden? Und was bedeutet die Behinderung des Kindes eigentlich für die eigene Paarbeziehung? Zu all diesen Themen können die Eltern, die sich ehrenamtlich bei der Lebenshilfe engagieren, aus ihrer eigenen Erfahrung heraus wertvolle Anregungen weitergeben.
Elterntreff und Elternstammtisch für alle Interessierten
Wer Lust darauf hat, andere Eltern nicht nur telefonisch, sondern auch persönlich kennenzulernen, ist beim Elterntreff richtig, den die Lebenshilfe Heidelberg alle zwei Monate am Freitagvormittag bei den Offenen Hilfen in der Heinrich-Fuchs-Str. 73 in Heidelberg-Rohrbach organisiert (nächste Termine: 13. Mai und 8. Juli). Gelegenheit zum abendlichen Austausch in geselliger Runde bietet zudem der Elternstammtisch im Kleinen Pfaffen in Heidelberg-Pfaffengrund, der ebenfalls alle zwei Monate, jeweils am Donnerstagabend stattfindet (nächster Termin 9. Juni). Fragen rund um alle Angebote von Eltern für Eltern beantwortet Ann-Mari Reiche von den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Heidelberg, die auch die richtigen Ansprechpartner beim Eltern-Beratungs-Telefon vermittelt (Telefon: 06221 339 23 15; E-Mail:
Über die Offenen Hilfen
Jeder Mensch soll leben können, wie er das möchte – dabei unterstützen die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Heidelberg Menschen mit geistiger Behinderung mit einer Vielzahl ambulanter Angebote. Diese reichen von verschiedenen unterstützten Wohnformen, in denen das Leben in einer eigenen Wohnung trainiert oder begleitet wird, über den Familienunterstützenden Dienst bis zu einem breiten Angebot an Freizeitaktivitäten. Die Menschen entscheiden selbst, welche Angebote sie in Anspruch nehmen möchten – von der passenden Wohnform über Sport-, Musik- und Kochtreffs bis hin zum Ausflug oder der Ferienreise. Im Sinne der Inklusion können die Menschen außerdem – begleitet von einem persönlichen Assistenten – an Angeboten der Stadt oder der Gemeinde teilnehmen.
Über die Lebenshilfe
Mittendrin statt nur dabei
Jeder Mensch soll sein Leben so gestalten können, wie es ihm entspricht. Auch Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Der Lebenshilfe geht es um jeden einzelnen Menschen. Darum, dass seine Grundrechte nicht beschnitten werden, dass seine Würde geachtet und er nicht diskriminiert wird. Der Verein setzt sich dafür ein, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung gesichert ist, dass sie selbstverständlich als vollwertige Mitglieder in der Gesellschaft leben können.
Die Lebenshilfe
Gegründet wurde die Lebenshilfe 1958 von Eltern und Fachleuten in Marburg. Von Anfang an sollte der Verein bundesweit ausgerichtet sein. Schnell entstanden überall in der Bundesrepublik Deutschland Orts- und Kreisvereinigungen der Lebenshilfe. 523 solcher Orts- und Kreisvereinigungen gibt es heute bundesweit. Sie sind rechtlich eigenständig und zu 16 Landesverbänden und zur Bundesvereinigung zusammengeschlossen.
Die Ortsvereinigung Heidelberg
Am 11. April 1961 wurde die Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e. V. Ortsvereinigung Heidelberg von einer Gruppe von Eltern, Ärzten und Psychologen gegründet. Es war die 37. Ortsvereinigung der Lebenshilfe in der BRD. Der Verein ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und als gemeinnützig anerkannt. Seine Aufgabe ist es, alle Maßnahmen und Einrichtungen zu fördern, die eine wirksame Lebenshilfe für Menschen aller Altersstufen mit geistiger und mehrfacher Behinderung und ihre Angehörigen bedeuten. Derzeit profitieren etwa 600 Menschen vor allem aus der Stadt Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis vom Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsnetz der Lebenshilfe Heidelberg – in den integrativen Kindergärten Pusteblume, bei den Heidelberger Werkstätten, beim Wohnverbund oder bei den Offenen Hilfen.