Für Büchersammler ein Muss: Weinheimer Museum stellt „Exlibris“ aus einer Privatsammlung in einer Sonderausstellung aus
Weinheim. Fast 500 Jahre gibt es sie nun: die kleinen Blätter, die man zur Dokumentation des Besitzes in den vorderen Einbanddeckel eigener Bücher klebte. Kulturgeschichtlich, kunstgeschichtlich und buchkundlich sind sie gleich wichtig. Büchersammler pflegten damals ihre Bücher damit zu kennzeichnen – und zu adeln. Eine Signatur als gedruckte Kunst.
In Weinheim im Museum der Stadt am Amtshausplatz ist seit dieser Woche eine Sonderausstellung mit „Exlibris“ zu sehen. Die buchformatigen Blätter, meistens eigene kleine Kunstwerke mit Initialen oder dem Namenszug des Buchbesitzers, stammen aus der Privatsammlung eines Elsässer Sammlers; er war Notar. Sie wurden häufig von Grafikern entworfen, die bis heute bekannt sind: wie Franz Marc, Charles Spindler, Raphael Kirchner, Otto Ubbelohde, Heinrich Vogeler oder Hans Thoma. Vom klassischen Wappen-„Exlibris“ bis zu humorigen Szenen, memento mori und reinstem Jugendstil bietet die Sammlung einen Einblick in ein vor über 100 Jahre exklusives Sammelgebiet mit künstlerischem Anspruch.
Die meisten Exponate entstanden um 1900, die Spanne reicht vom späten 18. Jahrhundert bis 1914. Der Sammler hat sie oft direkt beim Grafiker erworben und sorgfältig auf Karton aufgeklebt sowie beschriftet.
„Exlibris“ wurden zu einem außerordentlich verbreiteten Sammelgebiet. Jahrzehntelang waren sie immer wieder in Vergessenheit geraten: eine wechselvolle Geschichte – mit der Geschichte des Buches und der jeweiligen Einstellung dazu naturgemäß eng verknüpft.
Wolfgang Tietze, der stellvertretende Museumsleiter, und der Mannheimer Kunsthistoriker Dr. Benno Lehmann führten in die Ausstellung ein, die noch bis Sonntag, 26. März im ersten Obergeschoss des Museums (Amtsgasse 2) zu sehen ist. Lehmann betonte, dass Werbegrafik auf Marken, Schildern, Sammelbildern, Notgeld, Aktien, Menukarten, also alles Gebrauchsgrafik, die gesammelt wurde wegen des ästhetischen Reizes oder der Kuriosität halber ein Sammelgebiet mit einem künstlerischen Anspruch darstellt.
Info: Die Ausstellung „Exlibris – Kleine Kunst und große Namen“ ist noch bis 26. März im Museum der Stadt Weinheim in der Amtsgasse 2 im 1. Obergeschoss zu sehen. Öffnungszeiten Dienstag bis Donnerstag 14 Uhr bis 17 Uhr, Samstag 14 Uhr bis 17 Uhr und Sonntag 10 Uhr bis 17 Uhr. Führungen auch nach Vereinbaung.