Die Friesenheimer haben ihre Linie 10 wieder

RNVlin10- Feierlicher Auftakt nach umfangreicher Erneuerung von Gleisen, Haltestellen und Infrastruktur -

Zahlreiche geladene Gäste haben auf einer Rundfahrt auf der „Neuen Linie 10“ die Ludwigshafener Stadtbahnstrecke symbolisch wieder in Betrieb genommen. Am feierlichen Banddurchschnitt nach umfangreicher Erneuerung des Streckenabschnitts nahmen auch die rheinland-pfälzische Umwelt- und Mobilitätsministerin Katrin Eder, der Ludwigshafener Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt, der Technische Geschäftsführer der rnv, Martin in der Beek, sowie Friesenheims Ortsvorsteher Günther Henkel teil. Ihren regulären Betrieb nimmt die Linie 10 am Montag, 3. April, zu Betriebsbeginn auf.

Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) hat die Gleisanlage der Linie 10 auf der rund einen Kilometer langen Strecke in Alt-Friesenheim umfassend modernisiert. In ihrer Rolle als Gesamtprojektleiterin hat die rnv im Auftrag des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen (WBL) sowie der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) zudem umfangreiche Kanal- und Leitungsarbeiten umgesetzt.

Enge Zusammenarbeit für eine attraktive Infrastruktur
In enger Abstimmung haben die beteiligten Projektpartner die Arbeiten in insgesamt sieben räumlichen Abschnitten umgesetzt, um die Einschränkungen für die Anlieger auf möglichst kurze Zeiträume innerhalb der Gesamtbauzeit zu begrenzen. Beginnend in der Carl-Bosch-Straße wurden jeweils passend zu den räumlichen Gegebenheiten zunächst der Abwasserkanal und die Wasserhauptleitung sowie teilweise die Gasleitung und die jeweiligen Hausanschlüsse ausgetauscht. Im Anschluss wurden neue Fundamente für Fahrleitungsmaste hergestellt sowie eine neue Gleis- und Signalanlage gebaut. Die drei Haltestellen Friesenheim Mitte, Hagellochstraße und Kreuzstraße wurden entsprechend der Anforderungen an Barrierefreiheit erneuert und mit digitalen Infotafeln versehen. Die Maßnahme umfasste den gesamten Bereich von „Hauskante zu Hauskante“, sodass neue Straßenbeläge und Gehwegpflaster den Abschluss machten.

Herausforderungen durch räumliche Strukturen
Besondere Bedingungen stellten die engen räumlichen Gegebenheiten vor Ort dar, die sowohl bei Tief- als auch Gleisbauarbeiten sowie bei der Aufstellung der Fahrleitungsmaste eng aufeinander abgestimmt werden mussten. Eine umfangreiche Anliegerkommunikation, zu der ein eigens eingesetzter Baustellenbeauftragter gehörte, begleitete das Projekt von Beginn an. Zu den wichtigen Bau-Meilensteinen gehörte unter anderem der Gleisbau mit dem Einbau der 15 Meter langen Gleis-Schwellen-Stücke mit einem Schwerlastkran innerhalb enger Häuserfronten sowie der Einbau zweier sogenannter Masse-Federsysteme im Kurvenbereich von Kreuz- und Luitpoldstraße sowie im Kreuzungsbereich von Stern- und Carl-Bosch-Straße zur Dämpfung der Schallübertragung auf die umgebende Bebauung. Auch die Erneuerung eines zentralen Abwassersammlers, teilweise ausgeführt in Tunnelbauweise unter der stark befahrenen Kreuzung zwischen Stern- und Carl-Bosch-Straße, stellte eine Besonderheit im Verlauf der Maßnahme dar.

Klimaschutzministerin Katrin Eder eröffnet Strecke
Zur feierlichen Streckeneröffnung am Freitag, 31. März 2023, würdigten die geladenen Gäste aus Politik und Bürgerschaft sowie von der rnv die Maßnahme:

Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz:
„Die Straßenbahn ist das Rückgrat städtischer Mobilität. Kaum ein anderes Verkehrsmittel wird von Bürger:innen so gut angenommen. Als älteste und effizienteste Form der Elektromobilität ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil der klimafreundlichen Verkehrswende. Gerne haben wir den barrierefreien Umbau der Haltestellen gefördert, damit künftig alle Ludwigshafener:innen ihre Tram nutzen können. Bei ihren weiteren Plänen zur Erneuerung und Erweiterung des Straßenbahnnetzes begleitet das Klimaschutz- und Mobilitätsministerium die Stadt Ludwigshafen und die rnv aktiv und unterstützend.“

Alexander Thewalt, Bau- und Umweltdezernent der Stadt Ludwigshafen, erläutert:
"Ich freue mich, dass wir heute einen äußerst wichtigen Baustein unseres Angebots für den öffentlichen Nahverkehr wieder in Betrieb nehmen können. Die Verkehrswende wird uns nur dann gelingen, wenn wir die Bedürfnisse der Fahrgäste berücksichtigen und das Angebot attraktiv gestalten. Daher ist die nun erfolgreich umgesetzte Modernisierung eine wichtige Maßnahme. Der nächste Schritt wird nun der Ausbau der Hohenzollernstraße sein, für den eine optimale Lösung erdacht wurde und der insbesondere die Interessen aller Verkehrsteilnehmenden des Umweltverbundes sowie des Stadtquartiers berücksichtigt.“

Christian Schreider, Mitglied des Bundestags und Abgeordneter für den Wahlkreis Ludwigshafen/Frankenthal:
„Attraktive Schienenverbindungen sind das Herzstück eines besseren ÖPNV, den wir für die Verkehrs- und Klimawende brauchen - und mit der Linie 10 bekommt Friesenheim jetzt ein solch prima Angebot. Vor allem die neue Barrierefreiheit ist für eine alternde Gesellschaft ein riesiger Fortschritt. In diesem Sinne muss jetzt auch der Abschnitt Hohenzollernstraße mit der Haltestelle Klinikum zügig(er) ausgebaut werden - unter maximal möglicher Rücksichtnahme auf Anwohner und Gewerbetreibende.“

Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH:
„Wenn wir neue Fahrgäste gewinnen möchten, müssen wir den Menschen einen attraktiven Nahverkehr bieten – gut ausgebaut, ohne Barrieren zugänglich und mit einer modernen Fahrzeugflotte. Auf der erneuerten Teilstrecke der Linie 10 gelingt uns all das. Nun streben wir den baldigen Beginn im nächsten Bauabschnitt in der Hohenzollernstraße an, um die Linie 10 auch hier leistungsfähig für die Zukunft zu machen.“

Über die „Neue Linie 10“
Die Linie 10 verbindet als einzige rein innerstädtische Stadtbahn die Ludwigshafener Stadtteile Luitpoldhafen und Friesenheim und hat insgesamt eine Streckenlänge von rund sechs Kilometern. Weil ihre Gleise die Verschleißgrenze erreicht haben, wurde die Gleisanlage der Linie 10 zunächst auf der rund einen Kilometer langen Strecke in Alt-Friesenheim umfassend modernisiert. Im Zuge der Maßnahme wurden unter anderem 900 Meter Doppelgleis erneuert, 63 neue Fahrleitungsmaste gesetzt und rund 3000 Meter Fahrdraht gespannt. Die drei Haltestellen Friesenheim Mitte, Hagellochstraße und Kreuzstraße bieten nun Barrierefreiheit durch Hochbahnsteige für den ebenerdigen Zustieg sowie ein sogenanntes taktiles Leitsystem für Blinde und Seheingeschränkte. Digitale Fahrgastinfotafeln zeigen die Ankunft der Bahn in Echtzeit an. Abgestimmt auf die Gleisarbeiten setzte die rnv erstmals in Ludwigshafen als Gesamtprojektleiterin im Auftrag des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen (WBL) und der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) auch Kanal- und Leitungsarbeiten um.

Baubeginn war im April 2019. Der ursprünglich für Ende 2022 geplante Abschluss der Maßnahme fand aufgrund verzögerter Lieferung wichtiger Komponenten für die elektrischen Anlagen – bedingt durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine – Ende März 2023 statt. Auch zwischenzeitlich schneller als geplant umgesetzte Bauphasen konnten dies nicht ausgleichen.

Die Kosten des Projekts lagen zu Beginn bei rund 14 Millionen Euro, von denen die Stadt Ludwigshafen einen Großteil übernimmt. Das Land Rheinland-Pfalz bezuschusst den barrierefreien Ausbau der Haltestellen mit 877.200 Euro. Aufgrund zusätzlich erforderlicher Leistungen für die Fahrleitung, technische Sicherheitsauflagen, Masse-Federsysteme sowie die Entsorgung von Aushub belaufen sich die Kosten aktuell auf rund 19 Millionen Euro. Die Schlussrechnung der Maßnahme wird noch erstellt, da es noch zu Nacharbeiten kommen kann, die Kostensteigerungen bedingen.

Zahlen und Fakten zur Baumaßnahme
• 900 Meter Doppelgleis (2035 Meter Gleis insgesamt)
• 2 Masse-Federsysteme in der Kreuzungen Stern-/Carl-Bosch-Straße sowie Luitpold-/Kreuzstraße zur Dämpfung der Schallübertragung
• Einbau von Schmieranlagen zur Reduzierung von Schleifgeräuschen
• 3 barrierefreie Stadtbahnhaltestellen sowie 2 Bushaltestellen
• 3000 Meter Fahrleitung
• 21 Wandanker
• 63 Maste
• 12.250 Quadratmeter neue Fahrbahn asphaltiert
• 5.535 Quadratmeter neue gepflasterte Fußwege/Parkstreifen
• 1.470 Kubikmeter Beton für Gleistragplatte verbaut
• 6 neue Bäume werden noch gepflanzt
• 1.200 Quadratmeter Rasen/Grünfläche neu angelegt bzw. geschaffen
• 2.250 Meter Kanalleitungen bis 70 Zentimeter Durchmesser aus unterschiedlichen Materialien
• 22 Schächte gebaut, davon größtes Bauwerk in der Sternstraße mit Stollenbau
• 2.000 Meter Gas- und Wasserleitungen
• 30 große Planungsbesprechungen, 120 Baubesprechungen, unzählige „kleine“ Abstimmungsrunden
• 2 neue Ampelanlagen inklusive einer neuen Fußgängerampel in der Kreuzstraße
• 56 neue Beleuchtungsmaste