• 1.292 Ausbildungsplätze unbesetzt
• Ausbildungsstart im Herbst noch möglich
Der hohe Bedarf an Fachkräften veranlasst viele Betriebe, sich ihr Fachpersonal
selbst auszubilden. Allerdings ist die Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt sehr
groß und die Bewerber sind daher heiß begehrt. In vielen Branchen wird es zuneh-
mend schwieriger, den Ausbildungsbedarf zu decken, da für die Plätze keine Bewer-
ber gefunden werden. Aus diesem Grund sind einige Arbeitgeber bei den Meldungen
von Ausbildungsplätzen zurückhaltender geworden.
Diese Entwicklung zeichnet sich auch bei Betrieben in der Pfalz ab, was die Bilanz
für das Ausbildungsjahr 2022/23 in der Pfalz deutlich macht. Insgesamt wurden bei
den Agenturen für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Landau und Ludwigshafen
7.895 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 523 weniger als im Vorjahr. Von diesen
Ausbildungsplätzen blieben bisher 1.292 unbesetzt.
Ein Rückgang ist auch auf der Bewerberseite erkennbar. 7.757 Jugendliche, 211 we-
niger als im Vorjahr, haben sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet.
Von diesen sind noch 415 auf der Suche nach einer Lehrstelle oder andere Alterna-
tiven, 30 weniger als im vergangenen Jahr.
„Der Rückgang auf Bewerberseite zeichnet sich schon seit mehreren Jahren ab. Dies
liegt zum einen an der demografischen Entwicklung, aber auch nach wie vor an dem
Wunsch vieler Jugendlicher, einen höheren Schulabschluss zu erlangen, um danach
ein Studium oder duales Studium zu beginnen“, berichtet Daniel Lips, Vorsitzender
der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ludwigshafen. Der Fachkräftemangel
hinterlässt somit auch schon auf dem Ausbildungsmarkt seine Spuren, denn auch
hier gibt es mittlerweile einen Bewerber- und keinen Arbeitgebermarkt mehr. Das
heißt: Arbeitgeber müssen sich immer mehr einfallen lassen, um junge Menschen für
ihren Betrieb und die Ausbildungen zu begeistern.
Wer noch auf der Suche nach einer Lehrstelle ist, hat jetzt noch die besten Chancen,
denn auch ein Start im November oder Dezember ist möglich. Daher rät Lips allen
Jugendlichen, sich bei der Berufsberatung zu melden, um die individuellen Chancen
für den Berufsstart zu erörtern. Gemeinsam können Stärken und Interessen erkundet
und dazu die passenden beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt werden. Ein Termin
bei der Berufsberatung kann unter der kostenlosen Servicehotline 0800 4 5555 00
vereinbart werden.
Sowohl die Arbeitsagenturen als auch die Kammern bieten Jugendlichen und Arbeit-
gebern zahlreiche Informations- und Unterstützungsangebote an.
Bilanz der Handwerkskammer der Pfalz (HWK)
Im pfälzischen Handwerk wurden vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023
2.252 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse registriert. Dieser Wert ist im Ver-
gleich zum Vorjahreszeitraum nahezu gleichgeblieben, damals waren es 2.258 Aus-
bildungsverhältnisse. Davon entfallen auf den Arbeitsagenturbezirk Kaiserslautern-
Pirmasens 891 Lehrverträge (7 bzw. 0,78 Prozent weniger als im Vorjahr), auf den
Agenturbezirk Landau 719 (16 bzw. 2,18 Prozent weniger als im Vorjahr) und auf
den Agenturbezirk Ludwigshafen 642 (17 bzw. 2,72 Prozent mehr als im Vorjahr).
Das laufende Ausbildungsjahr ist von den Auswirkungen des Ukrainekrieges ge-
prägt. Die hohen Energiepreise und die gestiegene Inflationsrate machen den Hand-
werksbetrieben noch immer zu schaffen. Auch die Unwägbarkeiten der Energiepolitik
des Bundes, die unklaren Zukunftsaussichten in diesem Bereich sowie deutliche Um-
satzeinbrüche im Bausektor lassen viele Betriebe zögern, größere Investitionen zu
tätigen oder auch Nachwuchs auszubilden. Dazu kommt, dass viele Betriebe, die
gerne ausbilden würden, zu wenig Bewerbungen erhalten.
Die meisten Handwerksbetriebe haben sich von den Auswirkungen der Coronapan-
demie erholt. Gute Zuwächse bei der Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsver-
hältnisse in der Pfalz verzeichnen die Anlagenmechaniker*innen für Sanitär-, Hei-
zungs- und Klimatechnik sowie die Kfz-Mechatroniker*innen. Beides sind Zukunfts-
berufe, die ihren Beitrag dazu leisten, die Energiewende in Deutschland umzusetzen.
Grundsätzlich ist der Bedarf an Nachwuchs- und Fachkräften im Handwerk jedoch
nach wie vor hoch.
Bilanz der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (IHK)
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz wurden von Oktober 2022
bis Ende September 2023 4.214 neue Ausbildungsverträge eingetragen – das sind
1,4 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Rund 350 offene Ausbildungs-
plätze sind aktuell alleine in der Lehrstellenbörse der IHK ausgewiesen.
Im Agenturbezirk Ludwigshafen hat die IHK Pfalz 1.707 neue Verträge registriert,
was einem Rückgang von 1,0 % entspricht. Im Agenturbezirk Landau waren es 1.172
Verträge (+5,0%) und im Bereich der Agentur Kaiserslautern-Pirmasens wurden
1.335 Verträge (+1,5%) eingetragen.
„Der Fachkräftemangel ist nun vollends in der pfälzischen Wirtschaft angekommen.
Die Fachkräftelücke in den Unternehmen wird immer größer und zwischenzeitlich
reicht die Nachwuchsgewinnung alleine über eine berufliche Ausbildung nicht mehr
aus, um ausscheidende Mitarbeiter zu ersetzen. Für die kommenden Jahrzehnte wird
das Schließen dieser Lücke eine unserer größten Herausforderungen werden“, er-
gänzt Michael Böffel, Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung bei der IHK Pfalz.
In diesem Jahr sind bei jungen Menschen wieder besonders kaufmännische Ausbil-
dungsberufe beliebt, beispielsweise Kaufleute für Büromanagement oder Berufe im
Einzelhandel. Schwierigkeiten haben Unternehmen, die im gewerblich-technischen
Bereich ausbilden. So wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende für die
anspruchsvollen technischen Berufe zu finden, zum Beispiel Mechatroniker oder In-
dustriemechaniker.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt nach Regionen
Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens
2.986 junge Menschen haben sich seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit Kai-
serslautern-Pirmasens gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehr-
stelle zu erhalten. Das waren 84 weniger als im Vorjahr. Ende September 2023 hat-
ten noch 109 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie
gelten als unversorgt. Im vergangenen Jahr waren es 6 unversorgte junge Menschen
mehr.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens wurden
von Oktober 2022 bis September 2023 insgesamt 2.924 Ausbildungsplätze gemel-
det, 99 weniger als im vergangenen Jahr. 597 Ausbildungsstellen blieben bis zum
30. September 2023 unbesetzt, 61 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Agentur für Arbeit Landau
2.501 junge Menschen haben sich seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit
Landau gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten,
59 mehr als im Vorjahreszeitraum. Ende September 2023 hatten noch 94 Jugendli-
che keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt.
Das waren 19 weniger als im Vorjahreszeitraum.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Landau wurden von Oktober 2022
bis September 2023 insgesamt 2.500 Ausbildungsplätze gemeldet, 183 weniger als
im Vorjahreszeitraum. 327 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2023
unbesetzt, 28 weniger als im Vorjahr.
Agentur für Arbeit Ludwigshafen
2.270 junge Menschen haben sich seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit Lud-
wigshafen gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhal-
ten. Das waren 186 weniger als im Vorjahr. Ende September 2023 hatten noch 212
Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, sie gelten als un-
versorgt. Im vergangenen Jahr waren es 5 unversorgte junge Menschen mehr.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Ludwigshafen wurden von Oktober
2022 bis September 2023 insgesamt 2.471 Ausbildungsplätze gemeldet, 241 weni-
ger als vor einem Jahr. 368 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2023
unbesetzt, 150 mehr als im Vorjahr.