Mannheim-Franklin: „Kita für alle“ – Grüne diskutieren über Zukunft der Kinderbetreuung
Im Forum Franklin diskutierten Grüne Politikerinnen und Politiker gemeinsam mit Bildungsbürgermeister Dirk Grunert über den Ausbau der Kitas in Mannheim und die Herausforderungen im jüngsten Stadtteil Deutschlands.
Engagierte Diskussion im Forum Franklin
Auf Einladung des Grünen Ortsverbands Mannheim-Nord fand im Forum Franklin eine öffentliche Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Kita für alle – Ausbau der Kinderbetreuung in Mannheim“ statt. Gemeinsam mit Bildungsbürgermeister **Dirk Grunert** (Grüne) diskutierten der Grüne Stadtrat und Landtagskandidat **Chris Rihm** sowie die Landtagsabgeordnete **Susanne Aschhoff** über aktuelle Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung – mit besonderem Blick auf den dynamisch wachsenden Stadtteil **Franklin**. Bereits zu Beginn machte Rihm deutlich, dass frühkindliche Bildung weit mehr sei als Familienpolitik: „Sie ist eine Investition in Chancengerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Franklin, mit inzwischen rund 7.440 Einwohnerinnen und Einwohnern, gilt als jüngster Stadtteil Deutschlands – mehr als 30 Prozent der Bevölkerung sind unter 18 Jahre alt. Über 1.100 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren machen den Stadtteil zu einem Brennpunkt des Mannheimer Kita-Bedarfs.1.800 fehlende Plätze – Stadt plant 5.000 neue bis 2030
Bildungsbürgermeister Grunert nannte deutliche Zahlen: In **Baden-Württemberg fehlen derzeit rund 60.000 Kita-Plätze**, in **Mannheim** rund **1.800**. Bis 2030 sollen **5.000 neue Betreuungsplätze** entstehen – durch etwa **100 Bau- und Erweiterungsmaßnahmen**. Trotz der angespannten Haushaltslage investiert die Stadt weiter: Bereits **2026** steigen die Ausgaben im Kitabereich auf **rund 123 Millionen Euro**. Die freien Träger rechnen mit einem Kostenanstieg von rund 50 Prozent in den kommenden fünf Jahren. Schon jetzt entfallen etwa 70 Prozent der Gesamtausgaben auf Personal. Besonders Franklin bleibt ein zentraler Schwerpunkt: Hier sind mehrere Einrichtungen im Bau, zwei weitere in Planung.Land will kostenfreies letztes Kita-Jahr
Landtagsabgeordnete **Susanne Aschhoff** brachte die landespolitische Perspektive ein. Das Land Baden-Württemberg verfolge das Ziel, ein **verpflichtendes und kostenfreies letztes Kita-Jahr** einzuführen. Eine Umsetzung in dieser Legislaturperiode sei zwar nicht mehr realistisch, doch die Weichenstellung sei entscheidend, um **Familien zu entlasten** und **Bildungsgerechtigkeit** zu stärken.Fachkräftemangel bleibt zentrale Herausforderung
Ein weiteres Kernthema war der **Mangel an pädagogischen Fachkräften**. Grunert stellte Strategien der Stadt vor – von **praxisintegrierter Ausbildung (PIA)** und **Quereinstieg** über **digitale Recruitingverfahren** bis hin zu **internationalen Kooperationen**, etwa mit Fachkräften aus Spanien. Die Diskussion machte deutlich, dass der quantitative Ausbau nicht auf Kosten der pädagogischen Qualität erfolgen dürfe. Standards wie der Betreuungsschlüssel 2:20 im Kindergarten und 1:5 in der Krippe müssten erhalten bleiben.Finanzielle Belastung und Prioritätensetzung
Auch finanzpolitische Fragen wurden offen angesprochen. Die Grünen fordern eine **soziale Staffelung der Kita-Gebühren nach Einkommen** sowie das **kostenfreie letzte Kita-Jahr**. Gleichzeitig wurde sensibilisiert, dass ein mögliches Eingreifen des Regierungspräsidiums – etwa bei Haushaltsaufsicht – **Kürzungen bei freiwilligen Leistungen** wie Musikschule, Bibliothek oder Volkshochschule mit sich bringen könnte. Zum Abschluss betonte Chris Rihm: „Kita-Ausbau ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung einer gerechten Stadtgesellschaft. Wir müssen handeln, bevor der Mangel eskaliert – nicht erst, wenn nichts mehr geht.“Dialog auf Augenhöhe
Die Veranstaltung im Forum Franklin war geprägt von **engagierten Beiträgen**, einem **sachkundigen Publikum** und einem **respektvollen Austausch**. Sie zeigte, wie wichtig **Transparenz** und **politische Kommunikation auf Augenhöhe** sind. Der Dank des Grünen Ortsverbands galt abschließend dem **Forum Franklin** für die Unterstützung und Bereitstellung der Räumlichkeiten.Hintergrund: Kita-Ausbau in Mannheim
Bis 2030 plant die Stadt Mannheim rund 100 neue oder erweiterte Einrichtungen mit insgesamt etwa 5.000 zusätzlichen Betreuungsplätzen. Der Schwerpunkt liegt auf den Stadtteilen Franklin, Spinelli und Turley. Aktuell fehlen rund 1.800 Plätze. Die größten Herausforderungen sind steigende Kosten, Fachkräftemangel und begrenzte Flächenverfügbarkeit.