Europäischer Tag des Notrufs: Jede:r fünfte in Deutschland kennt die 112 nicht – Erste-Hilfe-Wissen alarmierend niedrig

Europäischer Tag des Notrufs: Jede:r fünfte in Deutschland kennt die 112 nicht – Erste-Hilfe-Wissen alarmierend niedrig

  • 43 Prozent trauen sich zu, in Notsituationen aktiv zu helfen
  • 83 Prozent würden wahrscheinlich einer anderen Person helfen
  • 53 Prozent haben ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs vor mehr als fünf Jahren absolviert

Berlin, 10. Februar 2025 – Der Europäische Tag des Notrufs am 11. Februar erinnert jedes Jahr daran, wie wichtig schnelle Hilfe in Notsituationen ist. Doch wie gut kennen die Menschen in Deutschland die wichtigsten Notrufnummern und fühlen sie sich in der Lage, in einem medizinischen Notfall Erste Hilfe zu leisten? Eine repräsentative Umfrage von YouGov im Auftrag des Healthtech-Unternehmens Doctolib zeigt große Unsicherheiten und Wissenslücken beim Thema Erste Hilfe.

notruf

Wissenslücken bei der Notrufnummer

Rund 70 Prozent der Befragten kennen die europaweite Notrufnummer 112 für medizinische Notfälle. Doch fast jeder Fünfte (19 Prozent) kennt die Nummer nicht oder ist unsicher – besonders auffällig ist das bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren (24 Prozent) und bei den 25- bis 34-Jährigen (34 Prozent). 

Erste-Hilfe-Kenntnisse: Unsicherheit dominiert

Nur 43 Prozent der Befragten trauen sich zu, Erste Hilfe zu leisten. Zudem wissen nur 39 Prozent der Menschen in Deutschland, wie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) im Notfall theoretisch richtig durchgeführt wird und könnten sie auch praktisch anwenden. 50 Prozent kennen die Herz-Lungen-Wiederbelebung nicht oder haben Angst davor. Hier können gezielte Trainingsprogramme ansetzen, um die lebenswichtigen Fähigkeiten zu stärken. Nur eine Minderheit der Befragten hat bereits Erfahrung mit Notfällen: 22 Prozent gaben an, in den letzten 12 Monaten einen medizinischen Notfall erlebt zu haben, davon 15 Prozent als aktiver Helfer. 

Hilfsbereitschaft groß - aber durch fehlendes Wissen gehemmt

Trotz Unsicherheiten gaben 83 Prozent der Befragten an, in einem medizinischen Notfall wahrscheinlich helfen zu wollen. Hauptmotivationen sind die Hoffnung, im Gegenzug selbst Hilfe zu erhalten (74 Prozent), und die moralische Pflicht (70 Prozent). Mangelndes Wissen (51 Prozent), die eigene Unsicherheit oder Überforderung mit der Situation und die Angst, etwas falsch zu machen (je 39 Prozent), halten jedoch viele davon ab, tatsächlich einzugreifen. Vor allem junge Menschen (rund 60 Prozent der 18- bis 24-Jährigen) geben an, unsicher bei Erste-Hilfe-Maßnahmen zu sein. 

Christof Constantin Chwojka, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung

„Digitale Anwendungen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich Menschen in Notsituationen sicherer fühlen. 61 Prozent der Menschen in Deutschland würden sich im Notfall von einer App helfen lassen, wenn diese einfach und schnell verfügbar ist. Mit Notfall-Apps und Online-Trainings leisten wir einen Beitrag.“

Erste-Hilfe-Kurse: Lange Pausen zwischen Auffrischungskursen

Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) hat ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs vor mehr als fünf Jahren absolviert - ein deutlicher Hinweis auf Auffrischungsbedarf. Jüngere Menschen schneiden zwar besser ab, aber auch hier fehlt oft die regelmäßige Wiederholung. Acht Prozent der Befragten haben noch nie einen Erste-Hilfe-Kurs besucht. Auf die Frage, was ihnen im Notfall helfen würde, antworteten 42 Prozent, sie wünschten sich mehr Möglichkeiten, Erste Hilfe regelmäßig zu üben (z. B. in Simulatoren oder Workshops). 38 Prozent wünschten sich bessere Informationen und Schulungen über Erste Hilfe, z.B. in Schulen am Arbeitsplatz.

Hilfreiche Tipps der Björn Steiger Stiftung

Notrufnummer 112: Bewusstsein stärken

Merktipp: „1 Notfall - 1 Europa - 2 Nummern (112)“: Einprägsame Eselsbrücken können helfen, sich die Notrufnummer zu merken.

Erste-Hilfe-Kurse auffrischen
Mindestens alle zwei bis drei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs , um Wissen und Fähigkeiten aufzufrischen. Viele Organisationen wie das Rote Kreuz oder Malteser bieten kurze, praxisorientierte Auffrischungskurse an.

Kernmaßnahmen üben
Bereits das Erlernen der stabilen Seitenlage, der Herzdruckmassage und des richtigen Absetzens eines Notrufs kann Leben retten. Die Björn Steiger Stiftung bietet kostenlose digitale Tutorials zu diesen Maßnahmen an.

Angst abbauen: Mut zum Helfen
Etwas tun ist besser als nichts tun. Auch Laien können durch schnelles Eingreifen Leben retten - für Fehler bei der Hilfeleistung wird niemand rechtlich belangt. Die Stiftung bietet Online-Ratgeber an, die typische Sorgen und Ängste vor dem Helfen thematisieren.

Theorie und Technik verbinden
Apps nutzen: Notfall-Apps wie „Björn Steiger SOS“ oder nora - Notruf-App können Helfer:innen durch einfache Anweisungen führen und per Knopfdruck einen Notruf absetzen. Die Stiftung empfiehlt solche digitalen Hilfsmittel besonders für unsichere Menschen.

Informationen zur Studie

Die verwendeten Daten basieren auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1.056 Personen zwischen dem 17. und 22. Januar 2025 teilgenommen haben. Die bundesweiten Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.