Irgendwas mit Sex, Schiller und Merlot

KulturfensterDenke.schön – der Heidelberger Kabarettherbst
Heidelberg | 1. Oktober bis 26. November 2016

Heidelberg, 5. September 2016. Im 8. Jahr widmet sich der Heidelberger Kabarettherbst noch umfangreicher und ausgesprochen kritisch dem Lachen mit Tiefsinn. Wenn man schon allein die Menge an Preisen, die die eingeladenen Kabarettisten bekommen haben, auflistet (darunter mehrfach der deutsche Kleinkunst- und Kabarettpreis) wähnt man sich in der 1. Bundesliga des politischen Kabaretts. Und das bei einer 100er Spielstätte wie dem Kulturfenster. Schon erstaunlich und erfreulich. Nirgendwo sonst findet man in der Metropolregion solch ein umfangreiches Programm.

Ob im schon erwähnten kleinen und intimen Kulturfenster, dem mit roten Plüschsesseln ausgestatteten Theater im Augustinum oder der besten Spielstätte Heidelbergs, der Stadthalle. An all diesen Orten sehen und hören wir preisgekröntes Kabarett. Vieles was sonst nur im Fernsehen durch die Mattscheibe und stark verkürzt zu sehen ist kommt nun live und ungekürzt auf die 3 Bühnen Heidelbergs. Es ist vieles dabei was Rang und Namen hat. 1. Bundesliga eben.
„Wir freuen uns, dass das Interesse an intelligenter Unterhaltung so groß ist“, sagt Roger Back, Geschäftsführer des Kulturfensters, und führt aus, wer dieses Jahr beim Kabarettherbst den Ton angibt.
„Entscheidet Euch!“ proklamiert am Kabarettherbst Eröffnungsabend (1. Oktober Theater im Augustinum) Florian Schroeder. Im Zeitalter der Selbstoptimierung muss alles perfekt sein: der Job, das Aussehen, der Partner, die Freizeit. Wir googeln, bis der Arzt kommt, weil wir glauben, dass es noch bessere Möglichkeiten geben könnte. Schroeders Show ist ein politisch-philosophisch-psychologisches Gutachten für Intellektuelle und die, die sich einmal so fühlen möchten. Die SWR Nachtschicht moderiert er, in der „ZEIT“ hat er einen Videoblog und bei RTL ist er regelmäßig zu sehen. Jetzt können sie ihn wirklich live erleben.
Tags drauf (2. Oktober) wird Philipp Weber an gleicher Stelle den Durst löschen. Mit „Durst – Warten auf Merlot“ gibt er eine Antwort auf bierernste Fragen rund ums Thema Durst. Macht Tee fahruntüchtig ab 0,8 Kamille und ist Kakao Koks für Kinder? Er weiß, stille Wasser sind nicht tief, sondern teuer. Es dauert keine fünf Minuten, bis er das Publikum in Hochstimmung versetzt hat.
Sarah Hakenberg will uns am 14. Oktober im Kulturfenster Mut machen. „Nur Mut!“ heißt ihr neues Programm das Lust macht mal wieder etwas zu wagen! Und nebenbei macht es auch noch viel Spaß mit intelligenten Unverschämtheiten, fröhlichem Charme und unwiderstehlicher Dreistigkeit!
Tags drauf (15. Oktober Kulturfenster) erfreut uns Marcus Jeroch mit seinen eigenwilligen Sprachjonglagen. Er entführt mit wildem Gestus und unbändiger Lust in die Welt des Worts. Er taucht ein in Sprache, bis zu Wahn und Tiefenrausch, dann plötzlich hockt er am Gestade der Worte, spielt mit ihrer Oberfläche, und doch – es plätschert Sinn. Ein Programm, das vor Kreativität nur so sprudelt!
Am 21. Oktober erleben wir Mia Pitroff mit „Ganz schön viel Landschaft hier“ im Kulturfenster. Die Kabarettistin ist eine ausgezeichnete Beobachterin unserer Zeit und eine großartige Erzählerin dazu. Ihre teils grotesken, manchmal nachdenklichen aber immer humorvollen Geschichten und Lieder, nehmen den Zuschauer mit auf eine intellektuelle All-Inclusive-Reise hin zu zivilisatorischen Höhepunkten und menschlichen Untiefen. "Wie der frühe Polt. Nur weiblich halt ... und hübscher!" so ein Fan.
Weiter geht es am 22. Oktober im Augustinum mit Wortfront. Wortfront, das sind Sandra Kreisler, Tochter des Wiener Zynikers Georg Kreisler, und Roger Stein, gebürtiger Schweizer und „gelernter Wiener“. Beim Programm „Lieder zwischen Panik und Poesie“ geht es sarkastisch zur Sache und oft verdichtet sich ein Song zur blitzenden Satire, doch es macht stets ein hüb-sches Geräusch, wenn Tabus brechen - weil neben allem skurrilen immer genug Platz für zärtliche Botschaften bleibt, die direkt ins Herz treffen.
Am 28. Oktober sind gleich 3 verschiedene Kabarettisten auf der Bühne des Kulturfensters. Genauer gesagt 3 Poetryslammer die sich mehr und mehr auf Kabarettbühnen wohlfühlen. Die Kabarettentdeckungen Tilman Birr, Hazel Brugger und Nektarios Vlachopoulos zeigen beim Format „Urknall“ wo es lang geht in der Szene. Sie bewegen sich im Grenzbereich von Kabarett, Literatur und Comedy mit Niveau. Tilman Birr vereint das Beste aus den Zeiten der Berliner Lesebühne mit hintersinnig-humorvollem Musikkabarett. Nektarios Vlachopoulos gewann 2011 die deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften. In seinem Soloprogramm zelebriert er lustige und geistreiche Wortakrobatik. Hazel Brugger brüskiert, berührt virtuos und kreiert wilde Geschichten aus dem Nichts. Damit kann man sie u.a. bei der „Heute-Show“ und „Der Anstalt“ erleben.
Bernd Kohlhepp spielt Schiller. Und das überaus vortrefflich am 11. November im Kulturfenster. Bekannt wurde er durch seine unsterbliche Rolle des „Herrn Hämmerle“. Sein neuester Streich ist das Kabarett-Schauspiel Crossover „Schiller – Die Räuber oder so…“. Er flüstert und raunt, geifert und säuselt, schluchzt und wimmert. Das Schillersche Drama wird betörend und witzig aufgefächert. Es kommen viel mehr Facetten heraus, als der große Dichter hineingelegt hat. Bernd Kohlhepp so zu erleben macht regelrecht süchtig.
„Irgendwas mit Sex“ heißt das Programm von Martina Brandl (12. November, Kulturfenster). Spricht die jetzt den ganzen Abend über Sex? Natürlich nicht! Über Sex redet man nicht. Man hat ihn. Eines aber haben Sex und das Programm der Angela-Merkel-Sprecherin und einzigen weiblichen Quatsch Comedy Club-Moderatorin gemeinsam: es macht mehr Spaß, wenn beide mitmachen.
Am 17. November geht es mit der Hälfte der Anstalt in die Stadthalle Heidelberg. Max Uthoff ist gemeinsam mit Claus von Wagner, der im nächsten Jahr den Kabarettherbst bereichern wird, das Anstaltsteam im ZDF. Sein Soloprogramm heißt „Gegendarstellung“. Nicht ganz unwahrscheinlich, dass an diesem Abend Teilnehmer der deutschen Politik Erwähnung finden. Wie immer gilt dabei: die Sprache ist die Waffe des Pazifisten. So überzeugend böse und zugleich unterhaltsam war im deutschen Kabarett schon lange keiner mehr.
Hans Gerzlich behauptet in seinem Programm am 25. November im Kulturfenster „So kann ich nicht arbeiten“. Gerzlich plaudert aus, wieso unkoordiniertes, chaotisches Durcheinander heute Multitasking heißt und warum Ihre Einkommenshöhe von Ihrer Schuhgröße abhängt. Feinsinnig in der Betrachtung, konsequent in der Bilanz. Da bleibt einem das Lachen im Hals stecken und der Kopf beginnt zu rumoren.
Zum Abschluss des Kabarettherbstes bringt uns Anny Hartmann am 26. November einen Jahresrückblick. Das (ALLER) Letzte zum Schluss! AfD, IS, USA, EM … es war ein spannendes Jahr, die Themenpalette schier unerschöpflich. Witzig, charmant und intelligent bereitet sie die Ereignisse des Jahres auf. Die frechste, aber auch spitzfindigste deutsche Polit-Kabarettistin.
Genügend Futter in allen Denkrichtungen also: Denke.schön.

Infos und Onlinetickets finden Sie unter www.kulturfenster.de. Karten bekommt man auch an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter 01806 700 733.

Das Programm
• Florian Schroeder „Entscheidet Euch!“ | 1 Oktober | Theater im Augustinum
• Philipp Weber „Durst, warten auf Merlot“ | 2 Oktober | Theater im Augustinum
• Sarah Hakenberg „Nur Mut!“ | 14 Oktober | Kulturfenster
• Marcus Jeroch „Seh Quenzen“ | 15 Oktober | Kulturfenster
• Mia Pitroff „Ganz schön viel Landschaft hier“ | 21 Oktober | Kulturfenster
• Wortfront Sandra Kreissler & Roger Stein | 22 Oktober | Theater im Augustinum
• Word Up Urknall Poetry- & Kabarettentdeckungen mit Tilman Birr, Hazel Brugger & Nektarios Vlachopoulos | 28 Oktober | Kulturfenster
• Bernd Kohlhepp „Kohlhepp spielt Schiller“ | 11 November | Kulturfenster
• Martina Brandl „Irgendwas mit Sex“ | 12 November | Kulturfenster
• Max Uthoff „Gegendarstellung“ | 17 November | Stadthalle
• Hans Gerzlich „So kann ich nicht arbeiten!“ | 25 November | Kulturfenster
• Anny Hartmann "Schwamm drüber? Jahresrückblick" | 26 November | Kulturfenster