Aus dem Dornröschenschlaf geküsst

K1024 BAR300 Flohfalle 2Reiss-Engelhorn-Museen bereiten Schätze aus den eigenen Sammlungen für große Barock-Ausstellung vor

Ein Porträt aus dem Atelier des berühmten Barockmalers Rubens, ein aufwändig verzierter Reiseschreibtisch, goldglänzende Uhren, filigrane Figuren aus Frankenthaler Porzellan, ungewöhnliche Globen, Kupferstiche mit den üppigen Gartenanlagen von Versailles – die Sammlungen der Reiss-Engelhorn-Museen sind reich an Schätzen aus der Barockzeit. In Kürze nehmen sie ihren Platz in der Sonderausstellung „Barock – Nur schöner Schein?“ im Museum Zeughaus C5 ein.
Viele der Schätze aus der eigenen Sammlung haben in den letzten Jahren gut verwahrt in den Depots geschlummert und sind nach langer Zeit erstmalig wieder öffentlich zu sehen. Vor ihrem großen Auftritt in der Barock-Ausstellung wurden sie von den Restauratoren aus ihrem „Dornröschenschlaf geküsst“ und fachkundig vorbereitet. Restauratorin Christine Henke hat sich dabei einem besonders grazilen Objekt gewidmet: einer Flohfalle aus dem 18. Jahrhundert. Heute mag der Gegenstand vielleicht kurios erscheinen, vor 300 Jahren erfüllte er jedoch einen ganz praktischen Zweck. Behältnisse wie dieses waren im Barock verbreitet, um sich vor unliebsamen Parasiten zu schützen. Das kunstvoll geschnitzte Elfenbein-Röhrchen wurde mit Honig ausgestrichen, mit blutgetränkter Watte gefüllt und im Kleid oder in der Perücke versteckt, um so die lästigen Biester unschädlich zu machen. Mit viel Fingerspitzengefühl wurde es jetzt für die Ausstellung gereinigt und restauriert. Befreit von Rückständen und Ablagerungen erstrahlt es neben vielen weiteren Kunstschätzen ab dem 11. September 2016 in der Sonderausstellung „Barock – Nur schöner Schein?“ und erzählt den Besuchern von der Faszination der Epoche jenseits von Puder, Pomp und Dekadenz.
Die Präsentation vereint rund 300 außergewöhnliche Exponate – neben zahlreichen Leihgaben aus bedeutenden europäischen Museen werden ganz bewusst auch Pretiosen aus der eigenen Sammlung gezeigt. Die Vorbereitungen laufen rund sechs Wochen vor Eröffnung der Schau auf Hochtouren. Die Räume wurden vorbereitet, die Wände in den Ausstellungsfarben Magenta und Limette gestrichen, Vitrinen an die richtige Position gerückt. Im August beginnen die Restauratoren und Wissenschaftler mit dem Einbringen der Exponate. Den Anfang machen die eigenen Objekte, danach kommen die Spezialtransporter mit ihrer kostbaren Fracht aus Frankreich, Belgien, Österreich, England oder den Niederlanden.
www.barock2016.de