und die Erforschung heilender Entzündungen
Mitten in Mannheim forscht Professor Andreas Weigert an einem der spannendsten medizinischen Themen unserer Zeit: Wie lassen sich Entzündungen entschärfen, bevor sie zur Gefahr werden?
„Wir interessieren uns besonders für die Mechanismen, die nach einer erfolgreichen Immunantwort den Rückbau der Entzündung einleiten. Diese Prozesse sind erstaunlich wenig erforscht – dabei bergen sie enormes therapeutisches Potenzial“, erklärt Weigert.
Chronische Entzündungen stehen im Verdacht, eine zentrale Rolle bei der Entstehung schwerwiegender Erkrankungen wie Arthritis, Arteriosklerose oder Krebs zu spielen. Weigert und sein Team untersuchen, welche Signalwege und Botenstoffe das Abschalten der Immunantwort regulieren – Grundlagenforschung mit direktem medizinischem Bezug. Ein zentrales Anliegen ist dabei der Wissenstransfer in die klinische Anwendung. Als Sprecher des Graduiertenkollegs GRK 2336 zur „Auflösung von Entzündungsreaktionen“ und Mitwirkender im Sonderforschungsbereich/Transregio SFB/TRR 417 zur zellulären Kommunikation bei Darmkrebs ist Weigert hervorragend vernetzt und engagiert sich intensiv in der strukturierten Doktorandenausbildung.
„Wir brauchen junge Forschende, die vernetzt denken, interdisziplinär arbeiten und zugleich den Mut haben, neue Wege zu gehen – auch jenseits klassischer Tiermodelle“, betont Weigert.
Ein solcher neuer Weg ist das europäische MSCA-Doktorandennetzwerk Mac4Me („Macrophage Targets for Metastatic Treatment“), an dem Weigert beteiligt ist. Es wird vom Erasmus Universitair Medisch Centrum Rotterdam koordiniert und zielt auf die Erforschung der Rolle von Makrophagen bei der Metastasierung bestimmter Krebsarten wie Neuroblastom, Brust- und Prostatakrebs. Diese Tumorarten zeigen oft geringe Ansprechraten auf gängige Immuntherapien und streuen bevorzugt in schwer behandelbare Organe wie Gehirn, Knochen und Leber. Mac4Me setzt dabei auf innovative Methoden: Die Forschung findet vollständig ohne Tierversuche statt. Stattdessen kommen sogenannte Organ-on-Chip-Modelle zum Einsatz – miniaturisierte Systeme aus menschlichen Zellen, die die Funktionen ganzer Organe simulieren. Dieses Verfahren erlaubt eine realitätsnahe Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Tumorzellen und dem Immunsystem. Weigert bringt seine Expertise im Bereich der Makrophagen ein – einer Zellart, die sowohl in der Immunabwehr als auch bei der Gewebereparatur eine Schlüsselrolle spielt. Diese doppelte Funktion wird von Tumoren häufig manipuliert, um ihr eigenes Wachstum zu fördern. Ziel des Projekts ist es, genau diese Interaktionen besser zu verstehen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Die Europäische Kommission fördert Mac4Me im Rahmen der Marie Sklodowska-Curie Actions mit rund 4,1 Millionen Euro. Im Juni 2025 startete das Netzwerk mit einer Auftaktveranstaltung in Rotterdam – ein vielversprechender Anfang für eine Forschung, die das Potenzial hat, die Krebsmedizin von morgen entscheidend zu beeinflussen.