Interview mit Achim Seiler, Volksbank Kur- und Rheinpfalz, über den schwachen Jahresstart des DAX
+++ Speyer, 21.01.2016. Die Party ist vorerst vorbei: Der Deutsche Aktienindex ist so schlecht in das Jahr gestartet wie seit 25 Jahren nicht mehr. Wo liegen die Ursachen? Und was sollten Privatanleger nun beachten? Achim Seiler, Leiter Private Banking und Generalbevollmächtigter bei der Volksbank Kur- und Rheinpfalz, gibt Auskunft. Herr Seiler, der DAX ist sehr volatil und mit einem eindeutigen Abwärtstrend ins neue Jahr gestartet. Was sind hierfür Ihres Erachtens die wichtigsten Ursachen? Aktuell kehren einige Ängste zurück auf die Bühne, die in den vergangenen Monaten etwas in den Hintergrund getreten sind – und diese Ängste werden den Märkten wohl bis auf Weiteres auch erhalten bleiben. Hierzu gehört die Befürchtung, dass China als globale Wachstumslokomotive ins Stottern gerät. Auch wenn eine zurückgehende Wachstumsdynamik nicht gleichzusetzen ist mit einer Rezession, sorgt dies doch für Irritationen an den Märkten – und diese Irritationen sorgen dann für fallende Kurse. Hinzu kommt beispielsweise die weiterhin prekäre Lage in Griechenland oder der drastisch gefallene Ölpreis. Für die Verbraucher in Deutschland wirken die niedrigen Spritpreise zwar zunächst wie eine Steuersenkung, allerdings wird ein zu niedriger Ölpreis auf längere Sicht nicht nur für die großen Ölfördernationen, sondern auch für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft zum Problem. Und noch ein weiterer Punkt ist wichtig: Die politischen Spannungen innerhalb der Europäischen Union nehmen deutlich zu. Die Aktienkurse im Rückwärtsgang, die Sparzinsen am Nullpunkt, die politischen Bedingungen unübersichtlich – wird Gold als Anlageklasse denn unter diesen Bedingungen wieder relevant? Gold sollte immer ein strategisches Investment sein, nie ein taktisches. Fünf bis zehn Prozent seines Depots in physischem Gold anzulegen ist auf jeden Fall in Ordnung – allerdings sollte diese Entscheidung langfristig orientiert sein und nicht von den tagesaktuellen Entwicklungen am Aktienmarkt abhängig gemacht werden. Gold ist nur als Absicherung für den Krisenfall interessant, denn Gold bringt weder Zinsen noch eine Dividende. Was sollten Anleger tun, deren Aktien im Moment stark an Wert verlieren? Generell gilt: Wer sein Aktiendepot selbst managt, sollte auch größere Kursschwankungen wie im Moment aushalten können. Andernfalls ist eine Vermögensverwaltungslösung eher der richtige Weg. Anleger brauchen jetzt vor allem Geduld, müssen sich aber nicht allzu viele Gedanken machen, wenn sie Aktien von Unternehmen mit soliden, dauerhaft funktionierenden Geschäftsmodellen besitzen, die in fast allen Marktphasen ein stabiles Geschäft haben. Denn wenn diese Aktien dann eine Dividendenrendite von 5 Prozent abwerfen, wie dies bei einigen deutschen Standardwerten im Moment der Fall ist, können den Anlegern kurzfristige Schwankungen in ihren Portfolios egal sein. Dies ist der richtige Weg, in Aktien zu investieren.