Anfang August fand eine Besprechung zum Kulturentwicklungsplan Rheinland-Pfalz statt. Eingeladen hatte Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck die KEP-Beauftragten des Chorverband Rheinland-Pfalz (CV RLP) Alfred Labonte und Hans-Willi Fell. Aus dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration — MFFKI nahmen Tamina Müller Referatsleiterin ‚Soziokultur, Kulturelle Bildung, Transformation und Etienne Emard Referatsleiter Musik, Stiftung Villa Musica‘ teil.
Die KEP-Beauftragten bedankten sich für die Einladung und den angestrebten Dialog. Staatssekretär Prof. Dr. Hardeck bedankte sich für die Mitwirkung im KEP-Prozess und die Bereitschaft zum zielorientierten Austausch.
Im Mittelpunkt des Treffens stand die Umsetzung des Kulturentwicklungsplan Rheinland-Pfalz für den Bereich „Chor“, der die kulturelle Vielfalt und Teilhabe der Chöre fördern soll. Die Bedeutung eines engen Austauschs und Kooperation zwischen dem MFFKI und dem CV RLP zur gemeinsamen Umsetzung der Maßnahmen aus dem KEP-Abschlussbericht 2024 wurde von beiden Seiten unterstrichen.
Wichtige Themen des Austausches waren:
1. Kulturfördergesetz: Das MFFKI prüft aktuell noch ergebnisoffen, ob ein Kulturfördergesetz für Rheinland-Pfalz auf den Weg gebracht werden sollte. Zugleich wird darauf verwiesen, dass die Gesetze, die andere Länder bereits beschlossen haben, Substanz vermissen lassen. Entscheidend sind auch künftig die Mittel, die der Kultur vom Land und den Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Die KEP-Beauftragten können sich vorstellen, dass es auch Pflichtaufgaben im Bereich der Kultur geben kann. Die gute Entwicklung der infrastrukturellen Einrichtungen durch die Sportförderung könnten auch den Bereich der Kultur resilienter machen.
2. Institutionelle Förderung: Eine Anpassung der institutionellen Förderung an die Preissteigerungen, anstehende zusätzliche Aufgaben und die Tariferhöhung ist für die Aufrechterhaltung des Betriebs geboten. Weitere Maßnahmen könnten zeitlich befristete Tätige in den Fachverbänden zur Vereinfachung der Kulturförderungen umfassen.
3. Hauptamt stärkt Ehrenamt: Das Land wird das Förderprogramm „Zukunft durch Kultur“ verlängern. Das Programm fördert den Einsatz von hauptamtlichem Personal in kulturpolitisch bedeutsamen Einrichtungen und Initiativen der ‚freien Szene‘.
4. Projektförderung: Das Ministerium möchte die Kulturförderung vereinfachen. Eine digitale Plattform zu den Förderprogrammen und ein Förderportal sind in Ausgestaltung. Die KEP-Beauftragten regten an, die Nutzbarkeit über Einbindungen in die Web-Seiten der Chor- und Musikverbände einzuplanen. Die Bedeutung von finanziellen Förderungen bei den Veranstaltungen der Amateurmusiker wurde durch die Vervielfachung der Fördermittel durch den ehrenamtlichen Einsatz unterstrichen.
5. Dialog und Vernetzung: Die erste Kulturkonferenz ist bereits in Planung und soll den Dialog über die Umsetzung und Ausgestaltung der KEP-Maßnahmen unterstützen. Auch der runde Tisch Musik wird wieder aktiviert.
6. Förderung musikalischer Bildung: Das Ministerium beabsichtigt, die Initiative zu Aus- und Fortbildung zusammen mit den Verbänden zu forcieren. Die Bildungsinitiative soll alle Bereiche der Amateurmusik umfassen: a) Aktive aus dem Bereich der Kinder-und Jugendlichen, der Erwachsenen und der Senioren, b) musikalische Leitende von Chören und Orchestern, c) Ehrenamtlich Engagierte. Die Anbindung an die Landesmusikakademie als attraktiver Ort und die subsidiären Angebote über die Verbandsebenen bilden zentrale Punkte in den weiteren Gesprächen.
7. Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche: Von den KEP-Beauftragten wurde vorgeschlagen, die Angebote zur kulturellen Bildung in Schulen und Kindergärten auszubauen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche frühzeitig an kulturelle Aktivitäten heranzuführen und ihre kreative Entwicklung zu fördern. Die Zusammenarbeit mit den Chorleitenden und Musikern aus den Verbänden (Modell Chorklassen im Chorverband Westerwald) wirkt sich positiv auf allen Seiten aus: bei den Kindern/Jugendliche, bei den in den Schulen fehlenden Lehrkräfte und nicht zuletzt bei der Absicherung der beteiligten Musiker; vorausgesetzt es wird die bislang fehlende Finanzierung behoben.
8. Stärkung des Eventmanagements Chor-Kultur: Die KEP-Beauftragten bemängelten eine geringe Kulturförderung über den Kultursommer RLP für die Amateurmusik. Als Hinderungsgründe wurde die Themenvorgabe und die frühe Antragsfrist Ende Okt. für das Folgejahr. Viele Vereine planen ihre Veranstaltungen erst im Spätherbst für das kommende Jahre. Staatssekretär Prof. Dr. Hardeck erläuterte die Öffnungsklausel und die Gründe für die Antragsfrist. Er regte an sich Verbandsübergreifend mit den Veranstaltern für eine Konzertserien mit mindestens 3 Konzerten abzustimmen, um die Förderbedingungen zu erfüllen. Die Anregung zur Einrichtung eines „kleineren Fördertopfs“ für kurzfristige „Leuchtturm-Events“ wird in die weitere Überlegung zu Umsetzung des KEP aufgenommen.
9. Stärkung der kulturellen Infrastruktur: Als einer der schwierigsten Punkte im KEP stellt sich die Bereitstellung von Infrastruktur dar. Im Gespräch wurden die Hürden identifiziert, die sich aus dem Defizit an kommunalen Räumen und Veranstaltungsorten für die Chor- und Musikvereine ergibt. Das Ministerium, die Kommunalen Spitzenverbände und die Amateurverbände werden gemeinsam Strategien entwickeln müssen, um die kulturelle Infrastruktur in städtischen und ländlichen Regionen zu stärken. In den KEP-Maßnahmen wird beabsichtigt, „Dritte Orte“ in Verbindung mit infrastrukturellen und energetischen Fördermaßnahmen für die Kommunen attraktiv zu gestalten.
Staatssekretär Prof. Dr. Hardeck betonte: „Kultur ist ein wesentliches Element unserer Gesellschaft. Die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Kulturentwicklungsplan werden wir die Qualität und Vielfalt der Kultur in Rheinland-Pfalz unterstützen. Durch unsere Zusammenarbeit mit dem Chorverband Rheinland-Pfalz können wir erreichen, dass der Kulturentwicklungsplan Rheinland-Pfalz den Bedürfnissen der Chöre gerecht wird.“
Alfred Labonte und Hans-Willi Fell ergänzten: „Wir sind überzeugt, dass die Förderung und die Unterstützung von Amateurchöre und -musiker die musikalische Breitenkultur und Lebensqualität im überwiegend ländlichen Raum in unserem Bundesland erheblich verbessern werden. Das KEP stellt für uns einen Weg hin zu einem Kulturfördergesetz dar. Die heutige Besprechung war ein wichtiger Meilenstein zu einem offenen und konstruktiven Informationsaustausch und wir freuen uns darauf, die die nächsten gemeinsamen Schritte zu gehen.“
Beide Seiten einigten sich darauf, regelmäßige Treffen zu organisieren, um die Fortschritte zur Umsetzung des Kulturentwicklungsplans zu bewerten und gemeinsame Initiativen zu entwickeln. Hans-Willi Fell stellte unsere in Leben gerufene AG "Entwicklungsplan Chor" vor, die sich unter anderem auch maßgeblich mit der Umsetzung des KEP-Prozesses im Chorbereich befassen wird. Das MFFKI und die KEP-Beauftragten im Chorverband RLP wollen dazu im Austausch bleiben.