Vom 8. bis 11. Oktober mit Ingrid Noll, Gaby Hauptmann, 3000 Büchern, einer großen Schar an Vorlesern und einem Integrationstag
Weinheim. Die Leseprofis der österreichischen Agentur „Innovationswerkstatt“ kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Seit sechs Jahren bieten sie nun das große Lesefestival namens „StadtLesen“ in den deutschsprachigen Ländern an, durchaus mit wachsender Beliebtheit. Aber so etwas wie in Weinheim erleben sie nur selten auf ihrer „Tour de Literatur“. Das „StadtLesen“ in Weinheim, vom 8. bis 11. Oktober im Sparkassenatrium in der Bahnhofstraße ist eines nach „Weinheimer Art“: Die Stadtbibliothek hat daraus, rund um das „Bibliophile Highlight“ ein großes Programm entwickelt – mit einem riesigen Netzwerk an Lesern und Literaten aus der Stadt.
„Lesen ist Integration“
Und sogar einer Botschaft: „Lesen ist Integration“. Denn der Freitag, 9. Oktober, ist der „Integrationstag“. Das hat in Weinheim einen besonderen Hintergrund, denn schon seit rund zwei Jahren arbeitet die Stadtbibliothek zusammen mit dem Bildungsbüro „Integration Central“ an einem gemeinsamen Projekt und bietet einmal im Monat ein zweisprachiges Vorlesen für Kinder an. Dabei ist ein richtiges Netzwerk aus Vorleserinnen und Familien mit Migrationshintergrund entstanden. In Weinheim lebende Menschen, die herkunftsbedingt zwei Sprachen sprechen, lesen in ihrer Muttersprache und auf Deutsch vor. Das ist ein Teil des „StadtLesen“-Freitags.
Bestseller-Autorinnen im Doppelpack
Weinheim will sich an diesen Tagen im Oktober als „Lesestadt“ von der besten Seite zeigen. So beginnt das „StadtLesen“ am Donnerstag, 8. Oktober, mit einem bibliophilen Leckerbissen, den es bei der Veranstaltung in dieser Form noch nie gegeben hat. Das so genannte „Bibliophile Highlight“ – eine hochrangige Autorenlesung zum Auftakt - wird von zwei prominenten Autorinnen gemeinsam gestaltet. Ingrid Noll hat sich sofort bereit erklärt, in ihrer Heimatstadt zu lesen. Sie wird dies im literarischen Doppelpass tun mit Gaby Hauptmann, die aktuell zu den populärsten deutschsprachigen Autorinnen gehört. Ihre Bücher erzählen mit einem Augenzwinkern von alltäglich-komplizierten Mann-Frau-Beziehungen. Mit „Suche impotenten Mann fürs Leben“ wurde sie bekannt; der Stoff wurde 2003 auch als Kinofilm ein Erfolg. Ihr aktueller Roman heißt: „Kommst Du, Liebling?“ Und für Ingrid Noll – wenige Tage nach ihrem 80. Geburtstag – wird es auch eine Premiere. Erstmals liest die prominenteste Bürgerin ihrer Stadt vor größerem Publikum aus ihrem brandneuen Roman „Der Mittagstisch“.
Von 19 Uhr bis 20.30 Uhr wird das Autorinnen-Duo im „Sparkassen-Atrium“ gemeinsam lesen – der Eintritt ist wie die ganze „StadtLesen“-Zeit hindurch frei. Falls es herbstlich-frisch werden sollte in den Abendstunden, werden Heizpilze aufgestellt und kuschelige Decken verteilt.
Weitere prominente Autoren
Wer das komplette viertägige Programm verfolgt, ist bass erstaunt, welche Vielfalt die Weinheimer Lese- und Literaturszene zu bieten hat – und wie viele weitere ambitionierte Autorinnen und Autoren es in Weinheim gibt: Profis und Hobby-Schreiber übrigens. Der Beltz-Verlag, der wie die Buchhandlung Beltz und die Sparkasse Rhein Neckar Nord das „StadtLesen“ unterstützt, hat eine Lesung des Berliner Autors Christian Duda ermöglicht (Sonntag, 11. Oktober, 15 Uhr). Duda ist Trägerer mehrere Auszeichnungen, darunter des LUCHS des Magazins „ZEIT“. 2008 war er für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Nach ihm gestaltet der Weinheimer Journalist und Autor Jürgen Drawitsch mit einer Lesung aus seinem neuesten Buch „Der Levadaläufer“ das Finale am Sonntag Mittag. Auch Sachbücher spielen eine Rolle: Zum Beispiel liest die Weinheimer Erziehungswissenschaftlerin Dr. Helene Eggert aus ihrem Buch über die frühere „Bender’sche Erziehungsanstalt“.
Am Samstag fallen im Programm vor allem Jo Berger mit ihrem Buch „Ein Engel für Jule“ auf (15.30 Uhr) und Alexander Boguslawski, der aus seinen Bergstraßenbüchern liest (16.30 Uhr). Der Weinheimer Verleger Hans-Joachim Gelberg ist am Freitag, 9. Oktober, um 17 Uhr zu hören. Er liest aus dem Buch: „Sieben kleine Hampelmänner.“ Zuvor wird auch Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard, bekennender Viel-Leser, neue Seiten aufschlagen.
Weinheimer Buchhändler und ihre Tipps
Weinheim als „LeseStadt“ ist auch eine Stadt der engagierten Buchhändlerinnen und Buchhändler. Am Donnerstag, 8. Oktober, 16 Uhr, stellen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Weinheimer Buchhandlungen Beltz, „Bücherwald“ (in der Weststadt) und Schäffner ihre Lieblingsbücher vor. Spannende Lese-Projekte begleiten das Programm. Am Donnerstag um 15 Uhr lesen angehende Erzieherinnen der Helen-Keller-Schule aus dem Buch „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“. Am Freitag, 9. Oktober, ziehen die Verseschmiede des „Poetry Slam“ aus gegebenem Anlass diesmal aus dem angestammten Platz im Schloss ins „LeseStadt“-Zentrum um, um dort unter freiem Himmel ihre Dichterschlacht auszutragen (Beginn 18 Uhr). Und am Donnerstag nach dem „Bibliophilen Highlight“ mit Ingrid Noll und Gaby Hauptmann kann die Leseschar wenige Meter weiter in den kuscheligen „Muddys Club“ umziehen – dort lautet das geheimnisvolle Motto: „Musik schreibt Geschichten 2.0“.
Mehr Infos auf www.weinheim.de und im Veranstaltungsflyer, der überall in der Stadt erhältlich ist.