Sinsheim/Wiesloch. Angehäuft auf einer Stelle könnte man dem 330 Meter hohen Steinsberg als „Kompass des Kraichgaus“ zwar keine Konkurrenz machen. Doch es sind geschätzt für beide Richtungsfahrbahnen rund 250 000 Kubikmeter Ausbaumaterial der alten Fahrbahnen, die aktuell beim sechsstreifigen Ausbau der Autobahn A6 zwischen Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg anfallen. Eine Menge, für deren Transport mehr als 20 000 Lkw notwendig wären.
Im zweiten Bauabschnitt der umfangreichen Arbeiten durch den privaten Autobahnbetreiber ViA6West wird bekanntlich die südliche Hälfte der Autobahn ausgebaut, auf der künftig der Verkehr in Fahrtrichtung Nürnberg rollt.
Voraussichtlich bis Ende 2020 soll dann auch dieser Abschnitt fertiggestellt sein, wenn es witterungsbedingt keine großen Beeinträchtigungen gibt. Dann kann der Verkehr auf sechs Fahrstreifen – also jeweils drei in jede Richtung – uneingeschränkt rollen. Ein Meilenstein in der Geschichte der jetzt seit über 50 Jahren bestehenden A6. Dann geht es komplett vom Walldorfer- bis zum Weinsberger Kreuz auf sechs Fahrspuren. Bis dahin müssen jedoch noch die zig tausend Kubikmeter Oberbau - Fahrbahndeckenbelag und Erde der ursprünglichen Trasse - abgetragen werden.
Zwischen Sinsheim und der Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg sind nicht nur die Reste der Brückenabbrüche entlang des 10,8 Kilometer langen Streckenabschnitts zu sehen. Bei Sinsheim und auf einer eigens angelegten Fläche bei Tairnbach lagert der abgefräste Asphalt. Dieser wird aufbereitet, wie der stellvertretende Gesamtprojektleiter der BauArge, bestehend aus Hochtief und Johann Bunte Bauunternehmung, Georg Binder, erklärt. Ein Teil des Ausbaumaterial kann dank eines erprobten Verfahrens dem neuen Asphalt beigemischt werden, „so leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz“.
Einmal spare man sich den Transport für die Deponierung des Materials, andererseits werden somit Rohstoffe durch die Wiederverwendung des Bestandsmaterials geschont. Auch technisch spricht einer Aufarbeitung des Ausbaumaterials nichts entgegen: Das Beimischen des Ausbaumaterials geht nicht zu Lasten der Qualität oder gar der Nutzungsdauer des neuen Fahrbahnbelags.
Das Abbruchmaterial entlang der Strecke wird vor Ort mit Spezialmaschinen zerkleinert und zwischengelagert; der abgefräste Asphalt kommt später portionsweise ins Mischwerk und wird dem Asphalt beigemischt. Asphalt ist eine Mischung aus Gestein, Splitt und Sand, welcher bei knapp 180 Grad Celsius mit Bitumen gebunden wird. Er wird nicht nur für die oberste Deckschicht von Straßen verwendet, sondern kommt auch in der darunter liegenden Binderschicht sowie in den gebundenen Tragschichten zum Einsatz. In diesen Tragschichten, die ca. 50 Prozent des gebundenen Oberbaus ausmachen, kommt dann das recycelte Material wieder zum Einsatz.
Bildunterschrift:
Der abgefräste Asphalt der A6 wird aktuell entlang der Strecke für die Wiederverwendung vorgehalten. Georg Binder (l.) von der BauArge begutachtet zusammen mit ViA6West-Geschäftsführer Alexander Herrmann (r.) das Abbruchmaterial. Foto: ViA6West/Endres