Heidelberger Innovationsforum 2015: Smart Data durchzieht alle Lebensbereiche und Branchen

(bwcon/Regenscheit)Dass das Sammeln, die Auswertung und letztlich der richtige Einsatz von Daten schon heute voll im Trend liegen, zeigten die Präsentationen von insgesamt 20 Start-ups aus ganz Europa, die während des 14. Heidelberger Innovationsforums am 19. und 20. Mai 2015 Investoren und Business Angels von ihren neuen Geschäftsideen überzeugen wollten. Acht weitere junge Unternehmer stellten zudem auf Web-Technologien basierende Lösungen vor. Ziel der jährlichen Matching-Plattform von bwcon und der EML European Media Laboratory GmbH: Gespräche und mögliche Kooperationen zu fördern und so zum erfolgreichem Aufbau neuer Unternehmen beizutragen.

 

Dr. Jürgen Jähnert, Geschäftsführer der bwcon GmbH, konnte den „Pitching Day“ des Heidelberger Innovationsforums am 20. Mai vor vollbesetzten Rängen in der Villa Bosch in Heidelberg eröffnen: „Gestern hatten wir mit dem „Coaching Day“ bereits einen spannenden Tag, von dem unsere teilnehmenden Start-ups in Einzeltrainings breites Wissen von Experten zu Business-Plänen, Finanzierung und Schutzrechten mitnehmen konnten. Heute wünschen wir uns, dass sie Ihnen dank dieser guten Vorbereitung sowie der Unterstützung unserer Partnerprojekte wie „european investor gate“ ihre Geschäftsmodelle überzeugend präsentieren und Ihren Zuspruch gewinnen können.“

Bevor jedoch die Start-ups in die sogenannten Pitching Battles starteten, sorgte Candace Johnson in ihrer Keynote für Zusatzmotivation. Johnson, die als Präsidentin der „European Trade Association for Business Angels, Seed Funds and Early Stage Market Players” (EBAN) einen breiten Erfahrungsschatz rund um Investment und junge Unternehmen mitbringt, berichtete vor allem von eigenen Erlebnissen: Sie war es, die gemeinsam mit Partnern die heute führenden Satelliten-Unternehmensgruppe SES/Astra und SES Global aufbaute und so als eine der Ersten den Aufbau des Privatfernsehens in Europa unterstützte. „Ich tue nichts, wenn ich nicht der Meinung bin, dass es etwas Großes ist“, sagte sie – und gab diesen Rat auch den Zuhörern an die Hand: „Um Entrepreneur zu werden, bedarf es zunächst einmal Bildung, 95 Prozent des Erfolgs machen außerdem Fleiß und harte Arbeit aus.“ Dank der neuen Technologien wie Mobile, Smart Data, Cloud und Internet gäbe es heute keine Ausrede mehr, keine Innovationen zu schaffen. „Sie haben es in der Hand – aber bedenken Sie, dass Kapital ohne Mentorenschaft verlorenes Kapital ist.“ Und noch einen wichtigen Hinweis vermittelte sie den Teilnehmern: Es sei das eine, erfolgreich zu werden. Erfolgreich zu bleiben stünde aber auf einem anderen Blatt.

„Future Internet Pitches“ decken klare Trends auf

Motiviert und bereit, die anwesenden Investoren und Interessenten von ihren Ideen zu überzeugen, starteten die beiden parallelen Panels des „Future Internet Pitch“. Gründer, die mit Hilfe von Web-Technologien neue Geschäftsmodelle entwickelt haben und am FIWARE Programm der Europäischen Kommission teilnehmen, hatten hier in je sechsminütigen Kurzvorträgen die Chance, ihr Unternehmen, ihre Idee, ihre Strategie sowie ihre Ziele klar zu erörtern. Dabei wurden auch Trends sichtbar: 3D-Druck beispielsweise beschäftigte gleich drei Start-ups, die durch den Einsatz von Styropor statt Plastik (Steinbeis Interagierende Systeme GmbH), die Schaffung einer 3D-Print-Plattform für Bestellungen von Prints per Internet (InSpoSer UG) oder das Scannen eines Gegenstandes per Smartphone, aus dem dann online automatisch ein Modell zur Überarbeitung sowie zum Ausdruck generiert wird (INDMATEC GmbH), die 3D-Modellierung leicht zugänglich, schneller und kostengünstiger gestalten möchten.

Tomasz Żernicki reiste extra aus Polen an, um „AdioImmersion“ vorzustellen. Dabei handelt es sich um ein Angebot für Musiker, Amateurbands und Audio-Enthusiasten, die Musik mit nur einem Gerät aufzeichnen und in der Cloud weiterverarbeiten möchten. Aus London kam Ales Teska mit dem Produkt „SeaCat“. Dieses soll als Information-Security-Plattform mobile Apps und Internet of Things-Anwendungen in Unternehmen absichern. Gridhound aus Aachen bietet wiederum mit der gleichnamigen Lösung die Möglichkeit des Echtzeit-Monitorings im Nieder- und Mittelspannungsbereich und damit die Möglichkeit, Netzverbrauch, Wartung, Erweiterungen und Upgrades hinsichtlich der Stromversorgung kostengünstig und verlässlich zu implementieren.

„Smart Data“: Mittels Daten zu besseren Angeboten

„Smart Data“ war das Hauptthema des diesjährigen Heidelberger Innovationsforums. In zwei Mal zwei parallelen Pitching Battles bekamen hier 20 Unternehmen die Chance, sich um die Gunst der Investoren und Business Angels zu bemühen. Dabei wurde schnell deutlich: Jeder Lebens- und Arbeitsbereich ist von Datennutzung betroffen und kann profitieren.

Unter anderem für die Gesundheitsbranche wurden neue Potenziale eröffnet: Xplain Data stellt eine Analyseplattform bereit, die komplexe Daten in verständliche Datenstrukturen sowie kürzere Algorithmen umwandelt und damit Marktanalysen für zum Beispiel Versicherungen oder Datenanbieter aus dem Gesundheitswesen vereinfacht. LifeTime hingegen hat sich das Ziel gesetzt, die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten sowie die Vollständigkeit von Patientenakten durch die zentrale Speicherung aller Befunde und medizinischen Daten per Smartphone zu optimieren. Aus Frankreich stammen zudem DreamQuark, die zeigen konnten, wie aus der Vielzahl medizinischer Daten diejenigen analysiert und herausgefiltert werden, die für bessere Prävention, Diagnose und Pflege sorgen.

Auch der Handel kann künftig aus den Ideen der Start-ups Profit generieren: POSpulse zum Beispiel unterstützt per Echtzeit-Analysen und Crowdsourcing, indem direkt im Geschäft das Verhalten von Einkaufenden, aktuelle Promotionen, Produktplatzierungen oder auch das Auftreten der Mitbewerber ausgewertet werden. Virtual Showcase hat hingegen eine Idee entwickelt, die im stationären Handel für Aufmerksamkeit sorgen soll: Direkt im Schaufenster sollen Shoppingwillige anhand der zu ihnen erfassten Eckdaten Kleidungsvorschläge erhalten, die dann per mobilem Endgerät jederzeit eingekauft werden können.

Auch die Themen Sicherheit und Integrität kamen auf dem Heidelberger Innovationsforum nicht zu kurz: Unternehmen wie Cloud Ararat, ContentPro AG und ViDiTrust fokussierten die gesteigerte IT-Security, den Datenschutz oder die Produktechtheit dank Analysen und Vorhersagen, der Fragmentierung und verschlüsselten Übertragung von Daten, oder auch durch die Vergabe von nicht reproduzierbaren Codes.

Die vollständige Liste der 28 Unternehmen, die auf dem Heidelberger Innovationsforum ihre Geschäftsideen präsentierten, finden Sie hier.

And the Winner is: „Best Business Idea Award“ geht an Contextmapp

Mehr Profit auf Unternehmensseite bei gleichzeitig gesteigerter Kundenzufriedenheit möchten Sander Waterval und Robbert-Jan van Oeveren vom niederländischen Unternehmen Contextmapp erreichen. Sie überzeugten mit ihrem Pitch so sehr, dass sie nach dem Online-Voting des Publikums das Siegertreppchen erklimmen und den „Best Business Idea Award“ sowie den damit verbundenen Scheck für sich gewinnen konnten. Sie haben eine Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung entwickelt, die aus einer mobilen App sowie einer Online-Plattform besteht und Marktforschern das einfache Sammeln und die komfortable Analyse relevanter Daten erlaubt. Mittels einer Kombination aus objektiven Variablen mit bspw. den von Kunden in Echtzeit abgegebenen Informationen sollen Marktforscher zu mehr Details und einem tieferen Verständnis der Kunden gelangen. Anstelle heutiger Befragungen, die meist die Vergangenheit der Befragten betreffen, können so Analysen durchgeführt werden, die den Echtzeit-Zustand einbeziehen.

Workshops leiten unterhaltsamen Abend ein

Sehr offene Einblicke in das Scheitern von Business-Ideen in der Vergangenheit gaben Samuli Sirén, heute Managing Partner von Redstone Digital, Simon Kissel, Viprinet Europe GmbH, und Mert Altindag, Cloud Ararat, während des „Fail Workshops“. Die Kernbotschaft: Zu scheitern ist keine Schande, stattdessen kann man viel über sich selbst und vor allem für weitere Projekte lernen. Parallel dazu trafen sich Investoren und Business Angels beim „Investor Workshop“ und diskutierten die vorgestellten Ideen, ihre Marktchancen, Herausforderungen und Risiken.

Direkt im Anschluss fand das Event seinen Ausklang beim Gala-Diner im nahe gelegenen Restaurant „‘S’Kastanie“. Hier wurde die Zeit bei Aperitif und Drei-Gänge-Menü nochmals genutzt, um Gespräche abseits der Pitch-Inhalte in entspannter Runde zu führen, Kontakte zu knüpfen sowie neue Erfahrungen, Geschäftsideen oder mögliche Kooperationen zu diskutieren – die bis zum nächsten Heidelberger Innovationsforum im kommenden Jahr sicherlich Früchte tragen werden.

 

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