Stuttgart: Baden-Württemberg laut IQB-Bildungstrend in der Spitzengruppe

Stuttgart: Baden-Württemberg laut IQB-Bildungstrend in der Spitzengruppe

Stuttgart: Baden-Württemberg laut IQB-Bildungstrend in der Spitzengruppe

Neue IQB-Studie zeigt: Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im Südwesten trotzen dem bundesweiten Leistungsabfall – doch sozial schwächere Kinder bleiben weiter im Fokus der Bildungsreform.

Positive Bilanz im Ländervergleich

Der neue IQB-Bildungstrend 2024 attestiert Baden-Württemberg eine starke Position im bundesweiten Vergleich. Während in vielen Ländern die Schülerleistungen in Deutsch und Mathematik zurückgingen, zeigt sich der Südwesten stabil – und in einigen Bereichen sogar verbessert. Besonders auffällig: Im Gymnasium gab es trotz der Corona-Pandemie keine Kompetenzverluste. Neben Baden-Württemberg zählen auch Bayern und Sachsen zu den Ländern mit signifikant besseren Ergebnissen als der Bundesdurchschnitt. Im Bericht heißt es: „Besonders prägnant ist die Verbesserung des Musters zum einen für Baden-Württemberg, wo die Ergebnisse im Jahr 2018 nicht signifikant von den bundesdeutschen Mittelwerten abgewichen waren, im Jahr 2024 hingegen in allen Fächern signifikant höher ausfallen als in Deutschland insgesamt.“

Ministerin Schopper lobt, aber warnt vor sozialen Disparitäten

Kultusministerin Theresa Schopper zeigte sich erfreut über die Ergebnisse, mahnte jedoch zur weiteren Anstrengung: „Obwohl wir eines der Flächenländer mit dem größten Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungshintergrund sind, haben wir uns in Teilen dem allgemeinen Trend eines extremen Leistungsabfalls entzogen. So haben wir im Gymnasium keine Kompetenzverluste. Dennoch zeigt der IQB-Bericht auch bei uns große Herausforderungen auf – insbesondere bei Kindern aus bildungsfernen Familien.“ Die Ministerin betonte, dass Baden-Württemberg bereits auf frühere Studien reagiert habe: „Wir gehen diese Problemstellungen mit einer sehr ambitionierten Bildungsreform an.“

Reformen und Programme greifen gezielt an der Basis

Zu den aktuellen Maßnahmen gehören laut Schopper:
  • SprachFit: eine neue Förderstruktur für Kinder im frühen Bildungsalter
  • Juniorklassen: Vorbereitungsklassen für Kinder, die noch nicht schulreif sind
  • Verbindliche Lesebänder und Mathebänder: zur Stärkung der Basiskompetenzen in allen Schularten
  • Intensivere Lehrerfortbildungen: vor allem in Deutsch und Mathematik
Damit entspreche das Land genau den Empfehlungen des IQB-Berichts, der eine frühe Sprach- und Kompetenzförderung als entscheidend für Bildungserfolg hervorhebt.

Corona-Folgen wirken nach

Die Studie untersuchte Neuntklässler, die während der Pandemie in der fünften Klasse waren – einer Phase, in der Schulschließungen und soziale Isolation besonders prägend wirkten. Schopper erinnert: „Man darf nicht unterschätzen, dass Kinder sehr stark voneinander lernen. Dass diese schwierigen Voraussetzungen noch nachwirken, ist nachvollziehbar.“

Bildung als Gemeinschaftsaufgabe

Im Fazit betont der IQB-Bericht, dass eine nachhaltige Verbesserung der Lernleistungen nur im Zusammenspiel aller Akteure gelingen könne – von Eltern und Schulen bis hin zu Kitas, Jugendhilfe und Hochschulen. Dem schließt sich die Ministerin an: „Die Schule allein kann es nicht richten. Auch die Eltern müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und sich partnerschaftlich für eine gute Bildung engagieren.“ Baden-Württemberg sieht sie dennoch auf einem guten Weg: „Weil wir insbesondere in den Gymnasien trotz Pandemie keine Kompetenzverluste haben, zählen wir in Deutschland zur Spitzengruppe. Jetzt gilt es, Kinder ohne Unterstützung aus dem Elternhaus gezielt zu fördern – dann ist auch dort eine Trendwende möglich.“
Hintergrund: Der IQB-Bildungstrend

Der IQB-Bildungstrend wird regelmäßig vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) durchgeführt. Untersucht werden die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in zentralen Fächern wie Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften. Ziel ist es, die Bildungsqualität zwischen den Bundesländern vergleichbar zu machen und Entwicklungen über die Jahre hinweg zu dokumentieren.

Ausblick

Baden-Württemberg will laut Kultusministerium die Maßnahmen zur Sprach- und Basisförderung weiter ausbauen und zugleich die Bildungsbeteiligung sozial benachteiligter Kinder gezielt stärken. Ministerin Schopper dankte in diesem Zusammenhang allen Lehrkräften und Schulleitungen im Land: „Sie geben jeden Tag ihr Bestes, um allen Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg eine Perspektive und eine gute Zukunft zu ermöglichen.“