Carl Laemmle Produzentenpreis 2024: Martin Moszkowicz für sein Lebenswerk geehrt

Berlin/Laupheim. Am 16. Mai 2024 ehrte die Deutsche Produzentenallianz gemeinsam mit der Stadt Laupheim (Landkreis Biberach), dem Geburtsort des Filmpioniers Carl Laemmles (*1867 in Laupheim + 1939 in Beverly Hills), der die Universal Studios gründete und somit als einer der Begründer Hollywoods gilt, Martin Moszkowicz für sein Lebenswerk als Filmproduzent. Im Rahmen einer feierlichen Gala im Kulturzentrum Schloss Großlaupheim wurde dem Filmschaffenden und Produzenten Martin Moszkowicz, der in seiner 40-jährigen Karriere mehr als 300 zahlreiche national und international erfolgreiche Kino- und Fernsehproduktionen schuf, im Rahmen einer feierlichen Gala der Carl Laemmle Produzentenpreis, der erste und einzige eigenständige deutsche Preis für Produzenten, überreicht. Ein Auszug aus der Jurybegründung lautete: „Ganz in Tradition von Carl Laemmle steht Martin Moszkowicz für die internationale Ausrichtung der fünften Kunst: Er verbindet hohen künstlerischen Anspruch mit wirtschaftlichem Sachverstand. Als Produzent hat er deutsche Erzählungen in die Welt getragen und ein erhebliches kulturelles Erbe geschaffen, das ein breites Publikum im Kino begeistert“.

Martin Moszkowicz ist ein deutscher Filmproduzent. Er war bis zum 1. März 2024 Vorsitzender des Vorstandes der Constantin Film AG. Zu den zahlreichen national und international erfolgreichen Spielfilmen, die er als als Produzent, Executive Producer, Co-Produzent verantwortete, gehören „Monster Hunter“, „Fack Ju Göthe 1-3“, „Das perfekte Geheimnis“, „Der Vorname“, „Der Nachname“, „Der Fall Collini“, die „Resident Evil“- und „Eberhofer"-Krimi-Reihe und auch die Nibelungenverfilmung „Hagen“ sowie „Those About To Die“. Außerdem u.a. „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, „Das Mädchen Rosemarie“, „Die Venusfalle“, „Dieses bescheuerte Herz“, „Salz auf unserer Haut“, „Das Geisterhaus“ mit internationaler Starbesetzung, „Die Nebel von Avalon“, „Das Parfum“, „Die drei Musketiere“, „Frau Müller muss weg!“, „Bin ich schön?“, „Der Schuh des Manitu“, „Manta, Manta“, „Türkisch für Anfänger“, „Der Gott des Gemetzels“, „Maria, ihm schmeckt`s nicht!“, „Das Superweib“. „Hiobs Revolte“ hatte 1983 eine Oscarnominierung erhalten. Bereits seit vielen Jahren engagiert Martin Moszkowicz sich für den Filmnachwuchs und leitet seit 2019 als Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München die Abteilung V (Produktion und Medienwirtschaft).

Zu den rund 400 Gästen aus Film, Fernsehen, Politik und Wirtschaft, zählten auch Ingo Bergmann (Oberbürgermeister der Stadt Laupheim), Björn Böhning (CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz) und Staatssekretär Arne Braun (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg). Durch die festliche Carl-Laemmle-Produzentenpreisverleihung führte die Moderatorin und Schauspielerin Nina Eichinger.

Corinna Mehner, Filmproduzentin und Geschäftsführerin der blue eyes Fiction GmbH verlas die Jurybegründung, hier ein Auszug: „Martin Moszkowicz ist ein ebenso vielseitiger wie wagemutiger Produzent, der mit Elan und Enthusiasmus, mit strategischem Weitblick und kundigem Instinkt für Stoffe, Themen und Menschen eindrucksvolle Filme ermöglicht. Seine stete Diskussionsbereitschaft, sein überzeugendes und plurales Demokratieverständnis, sein Wissen auch um die Untiefen der deutschen und europäischen Geschichte, machen ihn zu einem wahren Kultur-Weltbürger.“
Der Film- und Fernsehproduzent Günter Rohrbach trug die Laudatio auf den Preisträger vor und betonte: „Martin Moszkowicz hat die besondere Begabung und das sichere Gespür dafür, was die Menschen sehen und erleben wollen, was sie zum Lachen und zum Weinen bringt und im Innersten bewegt. Darum geht es beim Film. Darum ging es dem Menschen, den wir heute ehren, ein Leben lang.“
Dem Preisträger Martin Moszkowicz war es wichtig in seinen Dank einzuschließen: „Dieser Preis ist eine unglaubliche Ehre für mich, denn er verbindet sich mit einer ganz besonderen Persönlichkeit. Carl Laemmle war unerschütterlicher Optimist, Enthusiast und Visionär, ein großes Vorbild für mich persönlich und für mein filmisches Schaffen.“ Angetan war Moszkowicz auch von seinem Besuch im Laupheimer „Museum zur Geschichte von Christen und Juden“, die über einen eigenen Carl Laemmle-Bereich verfügt.
Ingo Bergmann, Oberbürgermeister der Stadt Laupheim blickte auf die Carl Laemmle Preisverleihung zurück: „Die Veranstaltung hat wichtige Themen aufgegriffen, insbesondere den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den erstarkenden Antisemitismus. Es war ein würdiger Rahmen und ich freue mich für den Preisträger.“
Björn Böhning, CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz betonte: „Die Parallelen zwischen Carl Laemmle und Martin Moszkowicz könnten größer nicht sein. Den Preisträger ehrt sein filmisches Schaffen genauso wie der unermüdliche Einsatz gegen Antisemitismus und das mahnende Teilen der Geschichte seiner Familie in der Shoah. Wir sind stolz, Martin Moszkowicz mit diesem besonderen Preis ehren zu dürfen.“

Carl Laemmle (*1867 in Laupheim + 1939 in Beverly Hills), der 1867 im oberschwäbischen Laupheim (Kreis Biberach) als Karl Lämmle geboren wurde, war jüdischer Herkunft und emigrierte 1886 als 17-Jähriger in die Vereinigten Staaten, wo er 1912 die Universal Pictures in Universal City im Los Angeles County gründete und damit als einer der Gründerväter Hollywoods gilt. Zunächst hielt er sich im Osten der Vereinigten Staaten auf. Er war fasziniert von den „bewegten Bildern“, die man in den Nickelodeons sehen konnte und betrieb ab 1906 ein eigenes Kino in Chicago und später einen Filmverleih. Für das Publikum brauchte man immerzu neue Filme und so kümmerte sich Carl Laemmle mit seinem Weitblick auch selbst um die Filmproduktion. In Los Angeles fand er gute Bedingungen vor, kaufte dort das Gelände einer Hühnerfarm und gründete dort 1912 die Universal Studios und war somit ein Mitbegründer der weltberühmten Filmfabrik „Hollywood“. Das große Gelände war ganz pragmatisch durchorganisiert wie eine eigene kleine Stadt, die von der eigenen Postleitzahl über die eigene Lebensmittelproduktion und Krankenhaus bis zur Bürgermeisterin, die es zeitweise gab, alles hatte, auch eine eigene Polizei gehörte dazu, ein eigener Zoo und auf dem Areal lebten auch „Indianer“, die man damals so nannte, alles was möglich war, war vor Ort für eine industriell geartete Filmproduktion. Bis zum Verkauf der Studios im Jahr 1936 produzierte Carl Laemmle mehr als 9000 Filme, was 375 Filmen pro Jahr entspricht. Er erlebte die Stummfilmzeit und die Entwicklung zum Tonfilm. Gedreht wurde praktisch Tag und Nacht. Bekannt sind „Der Glöckner von Notre Dame“, „Das Phantom der Oper“, „Dracula“ oder „Im Westen nichts Neues“, die Verfilmung von Erich Maria Remarques Roman über die Erlebnisse junger Soldaten im Ersten Weltkrieg, für den Laemmle 1930 den Academy Award, den „Oscar“, erhielt. Carl Laemmle hatte als junger Laufbursche angefangen und rund 50 Jahre später betrieb er mit Universal „Kino“ als weltweites Geschäft. Sein Filialnetz baute er ständig aus und so verfügte Universal 1934 über 120 Filialen in der ganzen Welt. Auch als erfolgreicher Filmproduzent besuchte Carl Laemmle seine Heimatstadt Laupheim. „Uncle Carl“ hielt den Kontakt zur dortigen jüdischen Gemeinde weiterhin. Er kam immer wieder zu Besuchen und war ein großzügiger Spender. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus emigrierten viele deutsche Juden in die USA und hunderten von ihnen aus Laupheim, Nürnberg, Berlin und anderen Städten ermöglichte Carl Laemmle die Ausreise durch persönliche Bürgschaften.

Seit 2017, als der 150. Geburtstag Carls Laemmles zum Anlass genommen wurde, erstmals in Deutschland das bisherige Lebenswerk einer herausragenden Produzentenpersönlichkeit zu ehren und auch das Andenken an Carl Laemmle zu wahren, wurden in seiner Geburtsstadt Laupheim Roland Emmerich (2017), Prof. Regina Ziegler (2018), Stefan Arndt (2019), Prof. Nico Hofmann (2021), Dr. Gabriela Sperl (2022) und Thomas Kufus (2023) ausgezeichnet. Außerdem erhielt Artur Brauner 2018 den Ehrenpreis. Karola Wille wurde 2023 ein Sonderpreis überreicht.

Der Carl-Laemmle-Produzentenpreis wird jährlich vergeben und ist mit 40.000 Euro dotiert. Die geehrte Produzentenpersönlichkeit erhält eine „Laemmle-Skulptur“, ein von der Künstlerin Hannelore Langhans gestaltetes stilisiertes Lämmchen. Es dient als Verbindung zum Namensgeber und wird in der Majolika-Manufaktur Karlsruhe gefertigt.

Die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen (Produktionsallianz) ist eine unabhängige Interessenvertretung, die sich national und international für die Belange deutscher Produzenten von Film-, Fernseh- und anderen audiovisuellen Medien einsetzt. Ihr gehören aktuell rund 370 deutsche Produktionsunternehmen aus den Bereichen Animation, Dokumentation, Entertainment, Fernsehen, Kino und Werbung an. Als die maßgebliche Vertretung der Filmproduktionswirtschaft in Deutschland tritt die Produktionsallianz gegenüber Politik, Verwertern, Tarifpartnern und allen Körperschaften der Medien- und Kulturwirtschaft für die Interessen der Produktionsunternehmen ein.

Musikalisch umrahmt wurde die Carl Laemmle Produktionspreisverleihung von Joo Kraus (Trompete) und Loreen Sima (Kontrabass/Gesang).

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Carl Laemmle Produzentenpreisträger 2024 Martin Moszkowicz (links) mit Moderatorin Nina Eichinger (rechts) und Carl Laemmle-Fotografie in der Mitte
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Martin Moszkowicz
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Carl Laemmle Produzentenpreis 2024 für Martin Moszkowicz (links), Laudator Günter Rohrbach (Mitte), Moderatorin Nina Eichinger (rechts)
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Laudator Günter Rohrbach (links) mit Martin Moszkowicz (rechts)
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Björn Böhning (CEO und Sprecher des Gesamtvorstands der Produktionsallianz), Martin Moszkowicz, Nina Eichinger und Ingo Bergmann (Oberbürgermeister der Stadt Laupheim)
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Martin Moszkowicz (Mitte) mit seiner Partnerin, der Regisseurin und Schriftstellerin Dorie Dörrie (rechts) und Moderatorin Nina Eichinger (links)
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Martin Moszkowicz mit der Laemmle-Skulptur, im Hintergrund Laudator Günter Rohrbach und Moderatorin Nina Eichinger
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Martin Moszkowicz  mit "Laemmle" und Laudator Günter Rohrbach (links von ihm) mit der Jury, Staatssekretär und Musikern

Text und Foto: Diana Rasch