Soziokulturelles Zentrum feiert Jubiläum und schaut in eine ungewisse Zukunft
2017 feiert das Kulturhauses Käfertal sein 50-jähriges Bestehen. Bereits 1951 bildeten ansässige Vereine eine Arbeitsgemeinschaft, um für einen großen Saal in Käfertal zu kämpfen. Der erste Vorsitzende, Werner Keller machte sich an die Arbeit, die Idee „Kulturhaus Käfertal“ in ein reales Projekt umzusetzen. In den Folgejahren wurde „der Bau eines Kulturhauses in Käfertal... im Gemeinderat, im Bezirksbeirat und der Verwaltung mehrfach und eingehend diskutiert“, wie es in der Festschrift zur Eröffnung heißt. Und mit der Unterstützung von Altstadtrat Konrad Haas und den damaligen Stadträten Roland Hartung, Leo Pfanz-Sponagel und Paul Schmutz gelang es schließlich, eine Mehrheit für den Bau des Hauses zu erreichen. Erste Entscheidungen fielen 1958 und es dauerte noch weitere sechs Jahre bis im November 1964 mit der Einrichtung der Baustelle der Bau des mit 2.500 qm Fläche bis heute größten Kulturhauses in Mannheim begann.
Am 2. Und 3. Mai 1967 wurde das Haus eingeweiht, das seitdem Zentrum des kulturellen und sozialen Lebens im Stadtteil ist. Betrieben wird es auch heute noch von der Interessengemeinschaft Käfertaler Vereine, die aktuell 43 Mitgliedsvereine zählt. Die Verantwortlichen haben es immer verstanden, das Kulturhaus den sich verändernden gesellschaftlichen Gegebenheiten anzupassen und die inhaltliche Arbeit entsprechend auszurichten. Inzwischen sehen viele Bürger diese Einrichtung als ihre Anlaufstelle und Interessenvertretung. Als wichtiger Akteur im Stadtteil hat sich das Haus stets an aktuellen Entwicklungen aktiv beteiligt. In neuerer Zeit sind das vor allem die Themen Sanierung des Stadtteilkerns, Auswirkungen, Chancen und Umsetzung der Konversion für Käfertal sowie die kulturelle Vielfalt in Stadtteil und Stadt.
Auch heute ist das Kulturhaus ein Ort für Veranstaltungen von Vereinen, Schulen, Institutionen Unternehmen und Privatpersonen. Seit 2009 wird es als soziokulturelles Zentrum betrieben. Schwerpunkte sind dabei Jazz- und Weltmusik, Kunst sowie Jugend- und Interkultur. Dazu gehören die Reihen „Kultur im Park“ und „Konzerte für Geflüchtete und Einheimische“, das Projekt „Sprachen, die verbinden – Kultur=Heimat“, die jährliche „Käfertaler Kreativ Akademie“ und die „Werkstatt Jugendkultur“ mit den Ensembles „Popvocals Käfertal“, „The Art of Styles“ (Street Dance) und „Highlights“ (Rap und neue Medien).
Anlässlich des Jubiläums stellt sich auch die Frage nach der Zukunft des Kulturhauses. Die bevorstehende Sanierung des Hauses setzt ein positives Zeichen für Käfertal. Der Gemeinderat hat bisher rund eine Million Euro hierfür beschlossen, weitere 900.000,- Euro sollen in den Haushalt 2018/2019 eingestellt werden, so dass das Gebäude generalsaniert werden kann. Im November ist der Baubeginn geplant, der sich dann voraussichtlich über das komplette Jahr 2018 ziehen wird. Ganz geschlossen wird das Haus dabei nicht. Gerade werden die einzelnen Bauschritte geplant. Es wird auch während der Bauphase Veranstaltungen im Haus geben. Zudem soll die Interessengemeinschaft Ausweichräume in Benjamin Franklin Village erhalten. 2019 soll das Kulturhaus dann in neuem Glanz erstrahlen und sich auch inhaltlich erneuert haben.
Als Zentrum des sozialen und kulturellen Lebens in einem Stadtteil, der infolge der Neubesiedlung der Konversionsflächen mit einer erwarteten Bevölkerungszunahme von fast 30 % einen Umbruch wie kaum ein anderer in Mannheim erfahren wird, werden neue Aufgaben auf das Haus zukommen und bereits bestehende Angebote gerade auch zur Integration neu zuziehender Bewohner ausgebaut werden müssen.
Allerding gehen aktuell die Einnahmen aus Vermietungen und Gastronomie, die bisher zumindest den Unterhalt des Hauses garantierten, zurück. 2016 wurde erstmals in den letzten Jahren die Bilanz mit einem deutlichen Minus abgeschlossen. Das betrifft vor allem die großen Veranstaltungen und hier insbesondere die der Vereine, wo in den letzten Jahren Besucher- und Umsatzrückgänge von bis zu 40 % zu beobachten sind. Ostermarkt, Silvesterball und Stadtteilfest werden zukünftig nicht mehr stattfinden können, da sie nicht mehr aus den Einnahmen finanzierbar sind. Da aber andererseits die Anforderungen der Mieter immer mehr steigen und der Personalbedarf und die Betriebskosten auch bei kleineren Veranstaltungen fast dieselben bleiben, können die Kosten nicht entsprechende gesenkt werden.
Um das Haus weiterhin „mit Leben zu erfüllen“, wie es der damalige Oberbürgermeister, Dr. Hans Reschke“ 1967 in seinem Geleitwort zur Eröffnung von der Interessengemeinschaft forderte, und den begonnen Weg der weithin als bedeutend anerkannten Kultur- und Bildungsarbeit fortsetzten zu können, werden auf Dauer die von der Interessengemeinschaft jährlich neu eingeworbenen Projektmittel, Spenden und Sponsoringeinnahmen nicht ausreichen. Eine nachhaltige Inter- und Jugendkulturarbeit auf gleichbleibend hohem Niveau und der offene Betrieb einer solch großen Einrichtung für die Bevölkerung kann auf Dauer nicht nur mit Teilzeitkräften, geringfügig Beschäftigten und ehrenamtlichen Helfern, die schon jetzt am Rand ihre Leistungsfähigkeit sind, und den bisherigen Leistungen der Stadt bewerkstelligt werden.
Der Vorstand der Interessengemeinschaft tut derzeit alles, um auch für die nächsten Jahre Projektmittel, Sponsoren und Förderer zum Erhalt des Hauses zu gewinnen, Allerdings, so Kulturhausleiterin Ute Mocker, „ist es unmöglich auf Dauer mit dem geringen Personalstand und der jährlich wiederkehrenden Situation, dass die Finanzierung der Angebote im Haus jeweils zum 31.12. ausläuft und neue Bewilligungen bei Projektmitteln meist erst im nächsten Marz oder April feststehen, zu planen. Hinzu kommt, dass das Beantragen, Verwalten und Abrechnen von Projektmitteln sehr viel Verwaltungstätigkeit mit sich bringt, die oft nicht mit den Projektmitteln bezahlt werden darf. Die Geldgeber setzen voraus, dass Raum- und Personalkosten zum großen Teil durch institutionelle Förderung gedeckt wird. Und auch Sponsoren und Stiftungen übernehmen keine dauerhafte Unterstützung. Meist gelten Zuwendungen nur für ein, in Ausnahmefällen für maximal drei Jahre. Wenn sich hier nichts ändert und die Kultur- und Bildungsarbeit im Kulturhaus nicht regelmäßig gefördert wird, werden wir die Angebote zurückfahren und die Öffnungszeiten verringern müssen.“
Die Planbarkeit und Fortsetzung der Arbeit kann dauerhaft nur mit einer institutionellen Förderung durch die Stadt gesichert werden. Deshalb appelliert Kulturhausleiterin Ute Mocker an alle Gemeinderäte, Bezirksbeiräte und Käfertaler Bürger und Bürgerinnen, dies zu unterstützen.
Kontakt: Ute Mocker, Tel. 0621/738041 oder
Aktuelle Termine im Kulturhaus: www.facebook.com/kulturhaus.mannheimkaefertal.de
Spendenaktion zugunsten der Interkulturarbeit im Kulturhaus: Das Nationaltheater und die Popakademie haben zusammen mit Markus Sprengler und weiteren einheimischen und geflüchteten Musikern und Musikerinnen mit dem „No Ghetto Song“ eine Spendenaktion für das Kulturhaus gestartet. Informationen, den Song und das Spendenformular findet man unter
www.spende-perspektive.de