Vorstellungen am Mittwoch, 26. und Donnerstag, 27. Oktober 2016
Heidelberg, 12. Juli 2016 – In zwei Tagen, am 14. Juli 2016, jährt sich zum hundertsten Mal jenes Ereignis, das als Geburtsstunde des DADA gilt: Der erste sogenannte DADA-Abend in Zürich im Zunfthaus zur Waag, veranstaltet von den Künstlern Hugo Ball und seinen Mitstreitern, unter anderem Tristan Tzara, Hans Arp oder der einzigen DADA-Protoganistin Emmy Hennings. In Heidelberg haben sich aus diesem Anlass die Schauspieler Helga Karola Wolf, Dorothea Paschen und Dieter Neck, die Pianistin Brigitte Becker, die Tänzerperformerin Catherine Guerin sowie Bernhard Fauser und Jai Gonzales vom UnterwegsTheater zusammengetan, um eine Hommage an die radikale Künstlertruppe und ihr Schaffen zu erarbeiten. Sie trägt den Titel „Dada war da bevor dada da war“ und wird am 26. und 27. Oktober ab 20 Uhr in der HebelHalle aufgeführt.
Helga Karola Wolf, seit Jahrzehnten in der Metropolregion als Schauspielerin in den unterschiedlichen Genres und Formaten auf der Bühne präsent, beschäftigt sich regelmäßig mit Werk und Verständnis jener Kunstströmung, die seit 1916 mit ihren zum Teil bitterbösen, ironischen Improvisationen, Performances, Unverständlichkeits-Poesien und Collagen bis heute den Kunstbegriff geprägt hat. „Dada, diese kurzlebige, aber immer wieder aufflackernde Bewegung hat sich erhalten, weil es eine immer wiederkehrende Grundhaltung des Menschen zum Ausdruck bringt: den Gestus der Verneinung ,des In-Frage-Stellens, des Zerstörens, um zu Neuem zu finden, ohne bereits ein Gegenprogramm zu haben“, erklärt die Künstlerin, und verweist auf das Manifest, das Hugo Ball (1886 – 1927) am ersten offiziellen Zürcher DADA-Abend vorgetragen hatte: „Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, dass bisher niemand etwas davon wusste und morgen ganz Zürich davon reden wird“, hatte der DADA-Begründer als ersten Satz notiert. Körper, Beine und Arme in ein Kostüm aus Pappe gezwängt, das ihn wie einen „magischen Priester“ erscheinen ließ, hatte sich Ball zuvor in den Raum tragen lassen, um hernach musikalische Laut- und Klanggedichte ohne sprachlichen Sinn zu intonieren und groteske Nonsens-Vorträge zu halten, die das Publikum einem Wechselbad der Gefühle aussetzte.
Die völlige Abkehr vom konventionellen, repräsentativen Kunstbegriff, den Ball, seine Frau Emmy Hennings – beide Immigranten - und seine weiteren Mitstreiter im Februar 1916 zunächst in ihrer Zürcher Künstlerkneipe Club Voltaire praktiziert hatten, hatte beispielsweise Hans Arp (1886 – 1966) vor dem Hintergrund des tobenden Ersten Weltkriegs in Europa wie folgt erklärt: "Wir suchten eine elementare Kunst, die den Menschen vom Wahnsinn der Zeit heilen sollte". Auf die Frage, was heute an der Sinnzertrümmerung des Dada für die künstlerische Arbeit bedeutsam sei, antwortete Bernhard Fauser mit einem Zitat von Stanislaw Jerzy Lec: „Unsinn und Sinnlosigkeit sind dem Sinn nach verschieden“.
Heidelberger DADA-Hommage am 26. Und 27. Oktober 2016 in der HebelHalle
„DADA war da bevor DADA da war“ wird, ganz im Sinne der Erfinder, ein Gemeinschaftswerk. Laut- und Nonsensgedichte, Aktionen voller Humor und Texte ohne Verstand, aber mit doppeltem Boden werden in den nächsten Wochen unter der Regie von Dorothea Paschen und Helga Karola Wolf zu einem Gesamtkunstwerk zusammengeschnürt. Die Choreographie wird Jai Gonzales übernehmen: „Die Performance wird nicht so offen gestaltet werden wie openSTAGE. Dennoch werden wir einige Herangehensweisen sicher einfließen lassen“, so die künstlerische Leiterin des UnterwegsTheaters. Bis dahin hat sie gemeinsam mit Bernhard Fauser aber noch anders vor. Den Tag des 100. DADA-Jubiläums werden sie mit der ARTORT 016-Premiere und der Uraufführung „off the garden – a septeXt“in der HebelHalle verbringen. Helga Karola Wolf hingehen wird DADA kurzum im Rahmen eines Malkurses praktizieren: „Ich werde dort eine Collage mit Darstellungen der Künstler Hugo Ball, Tristan Tzara und all den anderen gestalten und den anderen Mitmalerinnen von Dada vorlesen!“
DADA war da bevor DADA da war:
Darsteller:
Catherine Guerin, Brigitte Becker (Pianistin), Bernhard Fauser, Dorothea Paschen, Dieter Neck, Helga-Carola Wolf
Regie: Dorothea Paschen, Helga Wolf,
Choreographie Jai Gonzales
Uraufführung:
26. und 27. Oktober 2016, HebelHalle, Beginn: 20 Uhr